Schwammstädte: Die Lösung gegen Überschwemmungen in urbanen Räumen

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Das moderne Stadtplanungskonzept nutzt grüne Infrastruktur, um eine Antwort auf Probleme wie Überschwemmungen, Umweltverschmutzung und Wasserknappheit zu liefern. 

Was sind Schwammstädte?

Das Konzept der Schwammstadt (englisch Sponge City) entstand 2013 nach den Überschwemmungen in Peking im Juli 2012, die durch Starkregen verursacht wurden. Da urbane Gebiete oft wenig Grünflächen, dafür viele versiegelte Flächen haben, kann das Regenwasser nicht ausreichend im Boden versickern und fliesst stattdessen an der Oberfläche in Kanäle und Flüsse ab. Bei Starkregen ist das Kanalisationssystem schnell überlastet und es kommt zu Überschwemmungen. Daher wird bei der Schwammstadt die Natur genutzt, damit urbane Räume ähnlich einem Schwamm möglichst viel Wasser aufnehmen und zwischenspeichern können. 

Die Lösung besteht also darin, mehr „grüne Infrastruktur“ in die bestehenden Städte zu integrieren. Neben der Schaffung von Grün- und Parkanlagen beinhaltet das auch das Pflanzen von Bäumen und die Begrünung von Fassaden und Dächern. Das Schwammstadt-Konzept schützt urbane Gebiete nicht nur vor Starkregen, sondern auch vor Trocken- und Hitzeperioden. Denn bei Hitzeperioden verdunstet das gespeicherte Wasser und sorgt somit für ein kühleres Stadtklima. Dieser natürliche Schutz vor Starkniederschlägen und Trockenheit ist angesichts der Klimakrise dringend notwendig, da extreme Wetterereignisse durch die Erderwärmung häufiger werden. Mithilfe des Schwammstadt-Prinzips können Städte resilienter gegen den Klimawandel gemacht werden.

Welche Vorteile bieten Schwammstädte?

Schwammstädte lösen nicht nur städtische Probleme wie Überschwemmungen, Umweltverschmutzung und Wasserknappheit, sondern bieten auch einige ökologische, soziale und wirtschaftliche Vorteile:

  • Hochwasserschutz: In Schwammstädten sind Überschwemmungen weniger wahrscheinlich, weil durchlässige Böden, begrünte Dächer, Parks und Feuchtgebiete das Regenwasser aufnehmen und umleiten. Dadurch kann in Zeiten von Starkregenfällen eine Überlastung der Abwassersysteme verhindert werden.
  • Verbesserte Wasserqualität: Pflanzen und Böden speichern nicht nur Wasser, sondern dienen auch als natürliche Filter. Sie filtern die Schadstoffe aus dem Wasser und sorgen so für sauberere Flüsse, Seen und Grundwasser.
  • Förderung der Biodiversität: Durch Fassaden- und Dachbegrünungen und das Anlegen von Grün- und Parkflächen werden mehr Lebensräume für Pflanzen und Tiere geschaffen.
  • Klimaresilienz: Durch die Diversifizierung der Wasserquellen durch Regenwassernutzung und eine geringere Abhängigkeit von der traditionellen Infrastruktur erhöhen Schwammstädte die Widerstandsfähigkeit der Städte gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. 
  • Wirtschaftliche Vorteile: Durch die Einbeziehung der Natur in die Stadtplanung werden nicht nur die Kosten für Hochwasserschäden und Wasseraufbereitung gesenkt, sondern auch das Wohlbefinden der Menschen verbessert. Zudem können grössere Grünflächen den Wert von Immobilien erhöhen und Tourismus und Investitionen in das Gebiet anziehen.

Wo gibt es bereits Schwammstädte? 

Städte weltweit führen das Schwammstadt-Konzept ein. Im Folgenden stellen wir einige Städte vor, die das Konzept bereits eingeführt haben.

Wuhan

Viele verbinden die chinesische Stadt nur mit dem Ausbruch des Coronavirus, dabei gehörte Wuhan zu den ersten Pilotstädten der von der chinesischen Regierung ins Leben gerufenen Schwamminitiative Die Stadt leistet Pionierarbeit bei der Bekämpfung von Überschwemmungen und Wasserverschmutzung durch grüne Infrastruktur, indem sie verschiedene Feuchtgebiete, durchlässige Böden und Regengärten einrichtet, die helfen, Niederschläge zu absorbieren, den Abfluss zu verringern und die Wasserqualität zu verbessern.

Berlin

Berlin ist ein Paradebeispiel für urbane Wasserresilienz in Europa, da die Stadt seit Langem nachhaltige Wasserbewirtschaftungstechniken einsetzt. Zu den Strategien, die die Grundwasseranreicherung verbessern und die Kanalisation entlasten, gehören begrünte Dächer, Regenwassersammelsysteme und ein dezentrales Wassermanagement.

Philadelphia

Um sich vor Starkregen und Überschwemmungen zu schützen, setzt die US-amerikanische Stadt auf blau-grüne Infrastruktur. Im Rahmen der Initiative „Green City, Clean Waters“ werden versiegelte Flächen nach dem Schwammstadt-Prinzip in durchlässige Flächen umgewandelt, indem Regengärten angelegt, Dächer begrünt und Bäume gepflanzt werden.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung des Schwammstadt-Konzepts?

Obwohl Schwammstädte viele Vorteile haben, gibt es eine Reihe von Faktoren, die bei der Umsetzung dieser innovativen Stadtplanungsideen in die Praxis zu beachten sind:

  • Technische Komplexität: Bio-Rückhaltesysteme, begrünte Dächer und durchlässige Flächen erfordern Fachwissen und eine sorgfältige Planung. Darüber hinaus kann es schwierig sein, in Ballungsgebieten mit hoher Bevölkerungsdichte Platz für grosse Grünflächen oder oberflächennahe Wassermanagementsysteme zu finden.
  • Finanzielle Hürden: Die Planung und Umsetzung von Schwammstädten kann mit hohen Vorlaufkosten verbunden sein. Es kann schwierig sein, Geld und Unterstützung für diese Initiativen zu bekommen, insbesondere in urbanen Gebieten mit begrenzten Budgets oder wenig Zugang zu Kapital.
  • Wartung: Wie jede andere Art von Infrastruktur müssen auch Schwammstädte regelmässig gewartet werden, um zu funktionieren. Die regelmässige Pflege von Parks, begrünten Dächern und wasserempfindlicher Stadtgestaltung kann teuer und arbeitsintensiv sein, was die langfristige Nachhaltigkeit erschwert.

Fazit

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Die Integration blau-grüner Infrastruktur in urbane Gebiete wird immer wichtiger, da sich die Klimakrise weiter verschärft. Allerdings erfordert die erfolgreiche Integration des Schwammstadt-Konzepts in die bestehenden Stadtstrukturen neben ausreichenden finanziellen Mitteln und der engen Zusammenarbeit von Stadtplanern, Architekten, Ingenieuren und Hydrologen, auch die Akzeptanz der Bevölkerung, die sich durch private Regenwassernutzung und Gebäudebegrünung aktiv an der Schwammstadt beteiligen kann. Letztlich lohnt sich diese Herausforderung aber, da Schwammstädte nicht nur eine innovative Antwort auf die Klimakrise sind, sondern auch die Lebensqualität verbessern.

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