Von der Überalterung der Bevölkerung und branchenübergreifendem Fachkräftemangel bis hin zur Krise der Gesundheitssysteme – könnten Roboter die Lösung sein? In dieser fünfteiligen Serie werfen wir einen Blick auf Unternehmen rund um die Welt, die die Technologie zum Wohle der Menschheit einsetzen möchten.
Roboter verdrängen vielleicht in bestimmten Bereichen Arbeitsplätze, aber sie bieten auch viele Vorteile. Sie erweisen sich als effiziente, kostengünstige und produktive Mitglieder der Gesellschaft. Einige von ihnen sind sogar fürsorglicher als wir Menschen.
Wir werfen einen Blick auf einige europäische Unternehmen, die in neue Möglichkeiten investieren, die Gesellschaft von morgen mithilfe von Robotik und KI friedlicher, gesünder und produktiver zu gestalten.
Roboter für sauberere Städte
Land: Deutschland
Branche: Abfallentsorgung
Unternehmen: Enway
Funktion: Autonome Fahrzeuge, die die Lebensqualität in Städten erhöhen
Immer mehr Menschen leben in urbanen Ballungszentren – damit wird das zunehmende Abfallvolumen langsam zu einer Herausforderung für Stadtplaner und Behörden. Zum Glück kann uns Technologie hier eine Lösung bieten. Enway ist ein deutsches Start-up, das Software für autonome Sonderfahrzeuge wie Straßenkehrmaschinen und Müllfahrzeuge entwickelt.
Neben der Software verwenden diese Fahrzeuge für die Navigation eine Kombination aus Lidar, Kameras, Radar, FNSS und Rad-Odometrie. Die Fahrzeuge können so programmiert werden, dass sie den menschlichen Mitarbeitern folgen, und die Müllabfuhr damit sicherer und effizienter machen.
„Der manuelle Betrieb von Straßenkehrmaschinen ist teuer, komplex und unfallanfällig. Wir ermöglichen es den Herstellern und Lieferanten von Sonderfahrzeugen, ihre Straßenkehrmaschinen und Müllfahrzeuge aufzurüsten und mithilfe unserer Technologie für autonome Fahrzeuge effizienter und sicherer zu gestalten.“
– Julian Nordt, Mitbegründer von Enway (über EU-Startups.com)
IoT trifft auf Hydrokultur
Land: Griechenland
Branche: Haus und Garten
Unternehmen: CityCrop
Funktion: Automatisiertes Indoor-Gardening
Viele Stadtbewohner haben nicht ohne Weiteres Zugang zu frischem, gesundem und selbstangebautem Obst und Gemüse. Um das zu ändern und die CO2-Bilanz bei der Lebensmittelherstellung zu verbessern, hat CityCrop ein Modul für autonomes Indoor-Gardening entwickelt.
Das System basiert auf dem Konzept von Hydrokulturen, bei dem die Pflanzen in nährstoffreichem Wasser wachsen. Eine zugehörige Smartphone-App überwacht die Pflanzen und gibt den Gärtnern über Benachrichtigungen nützliche Hinweise. Gleichzeitig sorgen selbstlernende Algorithmen für das richtige Mikroklima je nach angebauter Pflanzensorte.
„Griechenland ist traditionell ein Land mit langer Erfahrung in der Landwirtschaft und hier weiß fast jeder, wie gut frisches, geschmacksintensives Obst und Gemüse und frische Kräuter schmecken. Das war von Anfang an einer unserer Beweggründe, diese Kultur mit dem Rest der Welt teilen zu wollen. Daher war es uns wichtig, es nicht bei der Idee zu belassen, sondern das Produkt auch tatsächlich zu entwickeln und herzustellen.“
– CityCrop (über Startupcompete.co)
Mit KI gegen Fake News
Land: UK
Branche: Nachrichten und Medien
Unternehmen: Factmata
Funktion: Start-up, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Probleme mit irreführenden Online-Inhalten zu lösen
Factmata mit Sitz in London möchte mithilfe von KI das Problem von Fake News und extremistischen Inhalten im Netz lösen. Das Unternehmen wird von einigen großen US-Investoren unterstützt, darunter Twitter-Mitbegründer Biz Stone, der Internet-Unternehmer Sunil Paul und Craigslist-Gründer Craig Newmark.
Factmata befindet sich noch in der Entwicklungsphase, geplant sind aber zwei Produkte: Eine auf Unternehmen ausgerichtete Version und eine Version für Verbraucher. Das Unternehmen hofft, dass Journalisten, Forscher und die Öffentlichkeit sowie Unternehmen und Werbefirmen seinen Algorithmus verwenden können, um Fake News und irreführende Inhalte im Internet zu identifizieren.
„Wir versuchen nicht, eine Technologie zu entwickeln, die darauf abzielt, Artikel frei von Vorurteilen oder einseitigen Darstellungen zu machen. Wir versuchen auch nicht, einen automatisierten maschinellen Journalismus zu entwickeln, bei dem möglichst unvoreingenommene Artikel erstellt werden. Was wir versuchen, ist, für Leser deutlicher sichtbar zu machen, dass es diese Verzerrungen und einseitigen Darstellungen gibt. Zum Beispiel, indem wir aufzeigen, dass bestimmte Behauptungen aus bestimmten Gründen aufgestellt wurden. Bei den schnelllebigen Nachrichtenzyklen unserer Zeit ist es oft schwierig, den richtigen Kontext zu erkennen.“
—Dhruv Ghulati, CEO und Gründer von Factmata (über TechCrunch)
Roboter verbessern die Altenpflege
Land: Verschiedene
Branche: Altenpflege
Unternehmen: PAL Robotics (Spanien), ProBayes (Frankreich), Citard IT Services (Zypern), Cáritas Diocesana de Coimbra: Care Centre (Portugal) in Kooperation mit vier Forschungsuniversitäten
Funktion: EU-finanziertes Forschungsprojekt unter dem Namen GrowMeUp
Wissenschaftler von acht Unternehmen und Forschungsorganisationen von fünf EU-Unternehmen arbeiten zusammen an der Entwicklung eines Roboters, der darauf programmiert ist, die Vorlieben und Gewohnheiten von Menschen zu verstehen und Änderungen in ihrem Verhalten zu bemerken.
Der Roboter mit dem Namen GrowMu kann seine Funktionen anpassen und Menschen im Alltag unterstützen. Wenn beispielsweise jemand, der sehr gern Pilates macht, eine Pilatesstunde verpasst, kann der Roboter das Pflegepersonal darauf aufmerksam machen. Oder er kann das Pflegepersonal automatisch alarmieren, wenn eine ältere Person gestürzt ist.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Schlüssel zum Erfolg des Roboters in seiner Unaufdringlichkeit liegen wird. Im Gegensatz zu tragbaren Geräten oder komplizierten Computern können diese Roboter sicher und weitgehend unauffällig durch das Haus eines älteren Menschen navigieren.
„Unsere Vision ist, dass der Roboter letztendlich zu einer Komponente einer Art Smart-Home-Umgebung für die Nutzer wird. Der Roboter verfügt über Sensoren, mit denen er die Temperatur prüfen kann, beispielsweise wenn der Nutzer die Kühlschranktür offen oder den Herd angelassen hat.“
—Gonçalo S. Martins, Elektroingenieur, Universität Coimbra (über Euronews)
Quelle: Horizon Magazine
Roboter, die den Bedarf an Herbiziden verringern
Land: Schweiz
Branche: Landwirtschaft
Unternehmen: EcoRobotix
Funktion: Vollständig autonomer Roboter zur Unkrautbekämpfung in Feldreihen, Weiden und Mischkulturen
EcoRobotix hat einen autonomen Roboter zum „intelligenten Unkrautjäten“ entwickelt. Er verwendet Kameraerkennung- und GPS-Navigationssysteme, um Unkraut anzusteuern und gezielt eine Mikrodosis Herbizid auf die einzelnen Unkrautpflanzen aufzubringen.
Dabei verwendet er zwanzigmal weniger Herbizid pro Aufbringung und ist um 30 % kostengünstiger als herkömmliche Methoden. Ergebnis ist ein modernes landwirtschaftliches Verfahren, das ökologisch schonender ist, die Folgen für die Bodenverdichtung begrenzt und dem Trend hin zu genetisch modifizierten herbizidresistenten Anbaupflanzen entgegenwirkt.
„Wir möchten zu einer Form von Landwirtschaft beitragen, die umweltschonend ist, bei der die Erhaltung der Bodenqualität und der Wasserressourcen im Vordergrund steht und die einen minimalen Energieeinsatz erfordert.“
– EcoRobotix
Roboter bieten hervorragende Fähigkeiten für die Ermittlung von Daten, für die Pflege und für die Überwachung von Zuständen – damit sind sie prädestiniert dafür, in unserer Zukunft eine wichtige Rolle zu spielen. Und ausgehend von den oben aufgeführten Beispielen könnte diese Zukunft durchaus positiv aussehen.