Können Sensoren das Abstandsgebot am Arbeitsplatz gewährleisten?

In den meisten Unternehmen wird wieder gearbeitet, wenngleich unter den neuen Bedingungen von Hygienekonzepten und Abstandsregeln. Diese Abstandsvorschriften werden wohl noch einige Zeit Bestand haben, so dass es sich lohnt, sich über unterstützende oder flankierende Maßnahmen Gedanken zu machen.

Die Herausforderung des Abstandhaltens

In vielen Arbeitsumgebungen kann das grundsätzliche Gebot des Abstandhaltens schwer umsetzbar sein, insbesondere wenn Kollegen eng an Produktionslinien zusammenarbeiten oder wenn sie große Maschinen bedienen.

Es kann also eine gewisse Unsicherheit geben bzw. im Alltagsgeschäft Risiken geben, sofern nicht weitere Maßnahmen ergriffen werden. Hierzu dienen Hinweisschilder, physische Barrieren und Bodenmarkierungen, so dass die Häufigkeit von Begegnungen verrringert wird und eine unmittelbare Begegnung sogar bestöglich vermieden wird. Gleichwohl sind diese Maßnahmen nur einer von mehreren Bausteinen.

Während der Arbeit kann es vorkommen, dass diese Anleitung vergessen wird, da die Arbeitnehmer in das, was sie tun, vertieft sind oder mit der Bedienung gefährlicher Maschinen beschäftigt sind und sich daher nicht immer auf Bodenmarkierungen und Schilder an den Wänden konzentrieren können.

Könnten Sensoren eine bessere Lösung bieten?

Um die Einschränkungen der Beschilderung und der Bodenmarkierungen zu überwinden, kann Sensortechnologie eingesetzt werden, um die Arbeiter automatisch zu alarmieren, wenn sie sich zu sehr nähern. Dadurch wird sichergestellt, dass die Mitarbeiter während der Arbeit an das Abstandsgebot erinnert werden, ohne ständig aktive Entscheidungen treffen zu müssen. Dies beruhigt auch Arbeitnehmer, die zwar auf Abstand bedacht sind, aber mit Kollegen zusammen, die dies weniger sind.

Ein weiterer Vorteil der Verwendung von Sensoren zur Abstandskontrolle besteht darin, dass die von diesen Sensoren gesammelten Informationen verfolgt und überwacht werden können. Wenn ein Arbeitnehmer dann später seinen Arbeitgeber darüber informiert, dass er das Virus hat, kann ein Bericht erstellt werden, um jede Person zu identifizieren, die mit diesem Arbeitnehmer in Kontakt war. Arbeitsrechtlich dürfte diese Maßnahme aber schwer umsetzbar sein.

How can sensors be used to promote social distancing?

Wie können Sensoren die Abstandspflicht fördern?

1. Überwachung der Arbeitnehmer und ihrer Bewegungen

Dies kann durch den Einsatz von Sensoren in der Arbeitsumgebung oder an Türen erreicht werden, um die Bewegung von Personen in einer Fabrik oder einem Lagerhaus zu überwachen. Sensoren können auch als Armbänder oder um den Hals getragen werden, um die Nähe eines Benutzers zu anderen Personen im Arbeitsbereich zu bestimmen.2. Ausrüstung aus der Ferne überwachen 

Die Fernüberwachung von Geräten reduziert die Anzahl der Personen vor Ort um::

  • die es den Bedienern ermöglichen, Messwerte aus der Ferne zu erhalten
  • Unterstützung von Managern bei der Planung von Wartungsarbeiten zu günstigeren Zeiten
  • Reduzierung von Ausfällen, so dass weniger Wartungsfachleute vor Ort sind
  • Reduzierung von Ausfällen, damit sich die Arbeiter nicht versammeln, wenn eine Produktionslinie stillsteht

Näherungssensoren

Näherungssensoren können von Arbeitnehmern getragen werden, um zu erkennen, wenn sich zwei Personen unmittelbar begegnen. ProGlove in München hat seine tragbaren Barcode-Scanner für Fabriken und Lagerhallen mit einer solchen Annäherungs-Funktion modifiziert. Die Handschuhe geben Ton-, Blitz- und Vibrationsalarme aus, wenn sich die Anwender zu sehr nähern.

Bild 1: 1.2M Optischer Sensor für Retroreflexion von Sick

RFID-Sensoren

Einige Unternehmen, wie Tharsus, haben RFID-Sensoren für ihre “The Bump” genannten tragbaren Geräte in Kombination mit Cloud-Analytik eingesetzt. Die Benutzer werden gewarnt, wenn sie sich in der Nähe anderer Personen aufhalten, und das Gerät bietet intelligente Erinnerungen für die Händedesinfektion. In Italien hat das Istituo Italiano di Technologia (IIT) ein iFeel-You-Smartband entwickelt, das RFID-Sensoren zur Bestimmung des Abstands zwischen anderen Benutzern verwendet. Diese Armbänder enthalten auch medizinische Temperatursensoren zur Erkennung von Körpertemperaturschwankungen, die den Benutzern bei der Diagnose dieses Symptoms des Coronavirus helfen können.

Optische Sensoren

SmartEagle in den Niederlanden hat mit Hilfe optischer Sensoren einen Abstandssensor entwickelt, der messen kann, wie viele Personen sich in einem Raum aufhalten und wie groß der Abstand zwischen diesen Personen ist. Wenn sich Benutzer zu nahe kommen, ertönt ein Alarm und es wird eine Benachrichtigung auf dem Telefon des Benutzers erzeugt. Mit Hilfe der künstlichen Intelligenz (KI) können Sensoren zwischen Menschen und unbelebten Objekten unterscheiden und bieten eine intelligente Lösung, um den Abstand zu gewährleisten.

Bild 2: 2M Optosensor von Pepperl+Fuchs

Bewegungssensoren

Sensoren können auch dazu verwendet werden, jede Bewegung am Arbeitsplatz und an Türen zu überwachen. Diese Informationen können dann verwendet werden, um zu bestimmen, wie viele Personen sich innerhalb eines Arbeitsbereichs aufhalten, so dass bei einer hohen Anzahl von Personen die Arbeiter an alternative Standorte umgeleitet werden können. Durch die Schaffung eines Netzwerks von Türsensoren wird es auch einfacher, sicherzustellen, dass unbefugte Besucher keinen Zugang zum Standort erhalten, was das Kontaminationsrisiko potenziell erhöhen könnte.

Vibrations-Sensoren

Sensoren, die Vibrationen an Maschinen überwachen, können zur Nachverfolgung verwendet werden, wenn Maschinen nicht in Betrieb sind. Dies kann Managern helfen, die Wartung zu planen, bevor eine Störung eintritt, so dass Techniker nicht unnötig vor Ort sein müssen.

Bild 3: Vibrations- und Temperatursensor von Omron Industrial Automation

Temperatur-Sensoren

Temperatursensoren eignen sich ideal für die Fernüberwachung von Anlagen, da eine Überhitzung der Maschine über einen bestimmten Parameter hinaus auf einen Maschinenfehler oder auf mögliche bevorstehende Ausfälle hindeuten kann. Durch die Verfolgung dieser Art von Daten können Wartungsfachleute geplante Wartungsarbeiten zu einem günstigen Zeitpunkt planen.

  Bild 4: 1350 °C Thermoelement von Cynergy3

Fortschritte in der Sensortechnologie bieten mithin neue Möglichkeiten, Arbeitnehmer zu lokalisieren und gegebenenfalls in Hinblick auf die Nichteinhaltung des Abstandsgebotes zu alarmieren. Der Einsatz solcher Technologien kann durch das Internet der Dinge (IoT) und die künstliche Intelligenz (KI) verbessert werden.

Sensor-Technologien könnten eine Ergänzung zu Markierungen sein, aber natürlich kein Allheilmittel. Im Übrigen ist auf die Eigenverantwortung jedes vernünftigen Arbeitnehmers abzustellen und schlussendlich dürften arbeitsrechtliche Fragen zu klären sein, bevor Sensorik zur Überwachung von Arbeitnehmern eingesetzt wird.

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