Grüne Elektronik: Der Weg zur Nachhaltigkeit

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In einer Zeit, in der die Technologie jeden Bereich unseres Lebens dominiert, haben elektronische Geräte grössere Auswirkungen auf die Umwelt als je zuvor. 

Die Umwandlung von Elektrogeräten in umweltfreundlichere Geräte ist keine leichte Aufgabe, aber möglich. Deshalb stellen wir heute einige Möglichkeiten vor, wie wir von der Rohstoffbeschaffung und dem Design bis zur Herstellung und Entsorgung für mehr Nachhaltigkeit in der Elektronik sorgen, sodass jeder Schaltkreis, jede Komponente und jedes Gerät einen positiven Beitrag zur Umwelt leistet.

Ökologische Herausforderungen in der Elektronikproduktion

Die Herstellung elektronischer Geräte hat direkte Auswirkungen auf die Umwelt, angefangen bei der Rohstoffgewinnung, dem Energieverbrauch und der Abfallerzeugung im Herstellungsprozess bis zur Entsorgung der Altgeräte. Laut Statista wird bis zum Jahr 2030 eine Erzeugungsmenge von mehr als 80 Millionen Tonnen Elektroschrott prognostiziert, weshalb ein Ausbau der Recyclinginfrastruktur dringend notwendig ist. 

Wichtige Komponenten wie Halbleiter, Leiterplatten und Batterien bestehen zum grossen Teil aus Metallen und seltenen Erden, für deren Gewinnung oft Lebensräume zerstört und Gewässer verschmutzt werden. Neben der Rohstoffgewinnung ist auch der Herstellungsprozess oft alles andere als umweltfreundlich, da für die energieintensiven Produktionsprozesse häufig Strom von nicht erneuerbaren Energiequellen verwendet wird, sodass die Produktion mit grossen Treibhausgasemissionen verbunden ist. Da Elektro- und Elektronik-Altgeräte zu den Abfallströmen mit dem weltweit höchsten Wachstum gehören, ist eine fachgerechte Entsorgung umso wichtiger. 

Durch eine unsachgemässe Entsorgung und unzureichende Recyclingverfahren gelangen gefährliche Chemikalien und Schwermetalle in die Umwelt und bedrohen Ökosysteme und Menschen gleichermassen. Um die Auswirkungen der Elektronikfertigung auf die Umwelt zu verringern, müssen wir uns auf nachhaltige Fertigungstechniken, verbesserte Recyclingtechnologien und strengere rechtliche Rahmenbedingungen konzentrieren.

Management von Elektronikschrott

Während andere Branchen auf Zero-Waste-Initiativen, Recyclingprogramme und die Nutzung erneuerbarer Energien setzten, versucht die Elektronikindustrie einen Weg für die Wiederverwendung und das Recycling von Elektronikschrott zu finden. Der Duden definiert Elektronikschrott, auch Elektroschrott, als „Gesamtheit nicht mehr verwendeter oder unbrauchbar gewordener elektronischer Geräte, Elektrogeräte oder Bauteile daraus, die zum Müll gegeben werden“. 

„Ein unkontrolliertes Elektroschrottmanagement hat direkte Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen. Derzeit gelangen jedes Jahr 58.000 Kilogramm Quecksilber und 45 Millionen Kilogramm Kunststoffe, die bromierte Flammschutzmittel enthalten, durch ein nicht konformes Elektroschrottmanagement in die Umwelt“.

„Global E-Waste Monitor 2024“, Institut der Vereinten Nationen für Ausbildung und Forschung (UNITAR)
Elektroschrott in Europa im Jahr 2022, „Global E-Waste Monitor 2024“. Quelle: UNITAR

Wie in der obigen Abbildung dargestellt, waren Russland, Deutschland, Grossbritannien und Frankreich 2022 die Länder in Europa mit der höchsten Elektroschrottquote. Dem Bericht zufolge sind die europäischen Länder – insbesondere die der Europäischen Union – in Bezug auf die Gesetzgebung und das Management von Elektroschrott jedoch am besten aufgestellt. Im März 2023 legte die EU-Kommission den Vorschlag für das Gesetz über kritische Rohstoffe vor, um die Abhängigkeit der EU von kritischen Rohstoffen zu verringern und eine „sichere und nachhaltige Versorgung mit kritischen Rohstoffen“ zu gewährleisten. Das Gesetz sieht unter anderem eine stärkere Förderung von Rohstoffrecycling vor.

Der weltweite Anstieg des Elektroschrotts unterstreicht daher die Notwendigkeit effizienter Recyclingprogramme für elektronische Geräte sowie die Schwierigkeiten beim Umgang mit diesen Materialien. Ein beträchtlicher Teil des Elektroschrotts enthält gefährliche Stoffe, die bei unsachgemässer Entsorgung oder Recycling in die Umwelt gelangen können. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass diese Materialien sicher entsorgt werden und neue Elektronik so umweltfreundlich wie möglich gestaltet wird. Neben dem Recycling von Elektroschrott gibt es verschiedene andere Möglichkeiten, die Menge des anfallenden Elektronikschrotts zu verringern.

5 bewährte Praktiken zur Reduzierung von Elektroschrott

Die Verringerung der Umweltauswirkungen der Elektronikfertigung erfordert eine vielschichtige Strategie, die Anpassung des Kundenverhaltens, der sozialen Verantwortung der Unternehmen und der Produktionstechniken umfasst. Im Folgenden beschreiben wir einige der wichtigsten Schritte, die zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Elektronikindustrie unternommen werden können:

Nachhaltiges Design

Schon beim Produktdesign sollten Umweltaspekte berücksichtigt werden, um die Umweltauswirkungen der Elektronikfertigung zu verringern. Denn Produkte aus umweltfreundlichen Materialien, bei denen der Schwerpunkt auf Abfallvermeidung, Energieeffizienz, Recyclingfähigkeit und Langlebigkeit liegt, haben geringere Umweltauswirkungen und verringern die Umweltverschmutzung.

„Bei der Produktentwicklung werden sowohl durch kleine Änderungen als auch durch umfassende Neuerungen Kosten und Abfall reduziert.“

Deloitte, Nachhaltige Produktion – von der Vision zum Handeln

Mit der umweltgerechten Produktentwicklung (Design for Environment, DfE) können Hersteller die Gesamtumweltauswirkungen ihrer Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen verringern. Ein Beispiel für die umweltgerechte Produktentwicklung liefert der Hersteller WAGO, der eines seiner beliebtesten Produkte, die Verbindungsklemme 221 überarbeitet und eine nachhaltige Alternative entwickelt hat, die zum Teil aus herkunftszertifizierten, biokreislauffähigen und recycelten Kunststoffen besteht.

Grüne Fertigung 

Fabriken sind die grösste Quelle für Umweltverschmutzung in der Elektronikindustrie, aber die Branche bewegt sich jetzt in Richtung umweltfreundlicherer intelligenter Fabriken, die mit nachhaltigen Technologien gebaut werden. Durch die Einführung sauberer und effizienter Produktionstechnologien und die Anwendung schlanker Produktionsverfahren zur Abfallreduzierung, die Verbesserung der Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen können Unternehmen ihren ökologischen Fussabdruck verringern.

Kreislaufwirtschaft

Im Gegensatz zum herkömmlichen Modell „Herstellen, Verwenden, Entsorgen“ legt die Kreislaufwirtschaft in der Elektronikbranche mehr Wert auf „Reduzieren, Wiederverwenden, Recyceln“ und konzentriert sich dabei auf die Gestaltung von Produkten für eine einfache Reparatur, eine längere Lebensdauer und ein effektives Recycling. Diese Strategie verringert die negativen Auswirkungen von Elektroschrott auf die Umwelt, indem sie die Ressourceneffizienz fördert und die Abhängigkeit von begrenzten Ressourcen verringert. 

„[…] Mit einer Kreislaufstrategie können durchschnittlich circa 12 % der Kosten und 10 % der CO2e-Emissionen gespart werden. Innerhalb der einzelnen Segmente haben wir festgestellt, dass sich Product-as-a-Service und Remanufacturing in der Unterhaltungselektronik, der Industrieelektronik und der IKT als die besten Strategien herauskristallisiert haben, je nachdem, ob man eine Kosten- oder CO2e-Reduzierung anstrebt.”

PwC Schweden, Future Proofing the Electronics Industry: The case for circular business model, November 2023.

Darüber hinaus erfüllt sie die wachsende Nachfrage der Verbraucher nach nachhaltigen Produkten, trägt zu den globalen Nachhaltigkeitszielen bei und erschliesst neue Märkte für Recycling und Aufarbeitung.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Um die Umweltauswirkungen elektronischer Produkte in jeder Phase ihres Lebenszyklus zu kontrollieren, von der Beschaffung der Materialien bis zu ihrer Entsorgung am Ende ihrer Nutzungsdauer, sind strengere Gesetze und Normen erforderlich. Die Regierungen können strengere Vorschriften für Emissionen und Abfallwirtschaft erlassen, die Nutzung erneuerbarer Energiequellen fördern und die Forschung und Entwicklung nachhaltiger Technologien finanzieren. Die Niederspannungsrichtlinie (LVD) und die Richtlinie über elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) sind die beiden wichtigsten europäischen Richtlinien, die sich mit elektrischen und elektronischen Geräten befassen.

Sensibilisierung der Verbraucher und Massnahmen

Die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten kann steigen, wenn die Menschen darüber informiert werden, welche Auswirkungen Elektronik auf die Umwelt hat und wie man sie richtig entsorgt. Eine Sensibilisierung für die negativen Auswirkungen von Elektroschrott könnte dazu führen, dass sich die Verbraucher stärker für nachhaltige Elektronik einsetzen. Eine Verringerung der Umweltauswirkungen kann durch die Auswahl nachhaltigerer Verpackungen, den Kauf umweltfreundlicherer Elektronik oder generalüberholter Produkte, die Förderung von Verhaltensweisen wie die längere Nutzung von Geräten und die ordnungsgemässe Entsorgung von Elektroschrott erreicht werden. 

Ausblick in die Zukunft

Grüne Elektronik wird auch in Zukunft eine entscheidende Rolle bei der Schaffung einer nachhaltigeren Umwelt spielen. Fortschritte bei umweltfreundlichen Materialien, eine höhere Energieeinsparung und die breite Anwendung von Konzepten der Kreislaufwirtschaft bereiten die Elektronikbranche auf eine Revolution vor. 

Um das Potenzial der grünen Technologie voll auszuschöpfen und Hindernisse zu überwinden, sind sektorübergreifende Zusammenarbeit und konsequente Anstrengungen erforderlich. Wir können sicherstellen, dass die Elektronik der Zukunft uns nicht nur verbindet und unser Leben verbessert, sondern auch die Umwelt für kommende Generationen schützt, indem wir neben der technologischen Innovation auch weiterhin der Umweltverantwortung einen hohen Stellenwert einräumen. Es ist nicht nur notwendig, sondern auch eine Chance, den Fortschritt in einer Weise neu zu definieren, die im Einklang mit den Ökosystemen der Erde steht.

Wir bei Distrelec sind uns bewusst, dass nachhaltige Massnahmen nicht nur für die Erhaltung unseres Planeten, sondern auch für die Gestaltung der Zukunft der Elektronikindustrie wichtig sind. Auf unserer Plattform KnowHow setzen wir uns dafür ein, unsere Community zu umweltfreundlicheren Entscheidungen anzuleiten und zu inspirieren. Entdecken Sie weitere Artikel zum Thema Nachhaltigkeit oder gehen Sie direkt zum Webshop, um umweltfreundliche Elektronik zu kaufen.


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