Grüne Verpackungen: Wie essbare und biologisch abbaubare Materialien die Industrie verändern

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Ende 2023 erzielte der Rat der Europäischen Union eine Einigung zu einem Vorschlag für eine Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle, die die Einführung von grünen Verpackungen, Pfandsystemen und wiederverwendbaren Verpackungen vorsieht. In den vergangenen zehn Jahren ist die Menge der Verpackungsabfälle um etwa 25 % gestiegen. 2021 erzeugte jeder Europäer 190 kg Verpackungsabfälle. Bis 2030 ist mit weiteren 19 % zu rechnen, wenn keine Gegenmassnahmen ergriffen werden Doch so weit darf es nicht kommen. Deshalb sollen mit der Verordnung unter anderem nachhaltigere Verpackungen verwendet werden. In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, wie grüne Verpackungen zum Umweltschutz beitragen können. 

Warum sind traditionelle Verpackungsmethoden so schlecht?

Von Treibhausgasemissionen bis zu Materialien, die Hunderte Jahre benötigen, um sich abzubauen, gibt es viele Gründe, die gegen konventionelle Verpackungen sprechen. Im Folgenden werden einige von ihnen aufgeführt. 

  • Verwendung nicht biologisch abbaubarer Materialien: Ein Grossteil der herkömmlichen Lebensmittelverpackungen besteht aus Kunststoffen, die nicht biologisch abbaubar sind. Gelangen diese in die Umwelt, kann es einige hundert Jahre dauern, bis sie vollständig abgebaut sind. 
  • Treibhausgasemissionen: Bei der Herstellung, dem Vertrieb und der Entsorgung von herkömmlichen Lebensmittelverpackungen entstehen Treibhausgase, die zum Klimawandel beitragen.
  • Abfallanhäufung: Herkömmliche Verpackungen landen in grossen Mengen auf Mülldeponien oder in der Umwelt, wo sie zur Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung beitragen.
  • Ressourcenintensive Produktion: Für die Herstellung herkömmlicher Verpackungsmaterialien werden oft viele Ressourcen wie fossile Brennstoffe und Wasser verbraucht. Dieser Verbrauch trägt zur Verknappung der Ressourcen bei und hat Auswirkungen auf die Umwelt.
  • Begrenzte Recyclingmöglichkeiten: Nicht alle herkömmlichen Verpackungsmaterialien sind recycelbar, und selbst wenn sie es sind, kann nicht gewährleistet werden, dass sie wirklich recycelt werden, was zu niedrigen Recyclingraten und Ineffizienzen im Recyclingprozess führt.
  • Verschmutzung der Meere: Plastikverpackungen, die ins Meer gelangen, stellen eine Gefahr für Meereslebewesen dar und können sogar ganze Ökosysteme beschädigen.

Warum braucht man grüne Verpackungen?

Umweltfreundliche Verpackungen sind aus vielen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Gründen erforderlich, nicht zuletzt, um die Klimaziele zu erreichen. Denn grüne Verpackungen können dazu beitragen, die Umwelt zu schützen, Kohlenstoffemissionen zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. 

Aber nicht nur auf die Umwelt haben grüne Verpackungen einen positiven Einfluss. Da immer mehr Verbraucher auf Nachhaltigkeit achten, erfüllen umweltfreundliche Verpackungen nicht nur die Anforderungen der Kunden, sondern stärken auch das Markenimage von Unternehmen. Wenn Unternehmen nicht aus Marketinggründen auf umweltfreundliche Verpackungen setzen, dann um Vorschriften einzuhalten. In jedem Fall, lohnt es sich für Unternehmen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. 

Umweltfreundliche Verpackungsarten

Da es viele Arten von grünen Verpackungen gibt, haben wir im Folgenden einige aufgelistet.

Biologisch abbaubare Verpackungen

Diese Verpackungsart kann sich mit der Zeit organisch zersetzen. Allerdings gibt es keine vorgeschriebene Zeitspanne, innerhalb der sie sich zersetzen muss.

Recycelbare Verpackungen 

Wiederverwertbare Verpackungen sind Verpackungsmaterialien, die nach ihrer Verwendung gesammelt, verarbeitet und zu neuen Produkten wiederaufbereitet werden können. Durch dieses Verfahren werden Abfälle von Deponien ferngehalten, Ressourcen geschont und die Umweltbelastung verringert.

Mehrwegverpackungen 

Mehrwegverpackungen sind, wie der Name schon sagt, für den mehrfachen Gebrauch konzipiert und unterscheiden sich daher von Einwegverpackungen, die nur einmal verwendet werden und dann im Abfall landen. Durch die mehrmalige Nutzung sollen Abfälle und die Umweltbelastung reduziert werden. Beispiele für wiederverwendbare Verpackungen sind wiederverwendbare Taschen, wiederbefüllbare Behälter, wiederverwendbare Kaffeebecher und wiederverwendbare Lunchboxen. 

Umweltfreundliche Verpackung

Bei dieser Art von Verpackungen handelt es sich um Verpackungen, die wiederverwertbar sind, aus recycelten Materialien hergestellt werden, keine Schadstoffe und Chemikalien enthalten, die der Umwelt oder dem Kunden schaden könnten, und unter Verwendung erneuerbarer Energien beschafft, transportiert und produziert werden. 

Die Verwendung von biologisch abbaubaren Materialien in umweltfreundlichen Verpackungen 

Auf der Suche nach ökologischer Nachhaltigkeit führen biologisch abbaubare Materialien zu einem bedeutenden Wandel in der Verpackungsindustrie. Im Gegensatz zu herkömmlichen Verpackungen, die jahrhundertelang auf Deponien verbleiben, bieten biologisch abbaubare Optionen eine vielversprechende Lösung, da sie sich auf natürliche Weise zersetzen und den ökologischen Fussabdruck verringern. 

Biologisch abbaubare Verpackungen werden aus natürlichen Materialien wie Pflanzen, Papier und sogar einigen Biokunststoffen hergestellt. Diese Materialien sind so konzipiert, dass sie sich unter natürlichen Bedingungen, begünstigt durch Mikroorganismen, Feuchtigkeit und Sonnenlicht, effizient abbauen. Zu den wichtigsten Materialien gehören Polymilchsäure (PLA), die aus fermentierter Pflanzenstärke hergestellt wird, Pflanzenfasern und biologisch abbaubare Folien aus natürlichen Polymeren.

Arten von biologisch abbaubaren Verpackungen 

Biokunststoffe

Biokunststoffe sind biobasierte Materialien, die aus Zuckern aus Mais und Zuckerrohr gewonnen werden und sich ähnlich wie Kunststoffe verhalten. Wenn sie das Ende ihres Lebenszyklus erreichen, können sie durch Kohlendioxid und Wasser abgebaut werden. Folglich verringert sich Ihr CO2-Fussabdruck und die Verpackung ist umweltfreundlich.

Verpackungen auf Stärkebasis 

Dazu gehören Verpackungsmaterialien, die aus verschiedenen Arten von natürlicher Stärke, wie Tapioka, Kartoffelstärke oder Maisstärke, hergestellt werden. Diese Materialien ersetzen häufig den herkömmlichen Polystyrol-Schaumstoff, der als Füllmaterial in losen Verpackungen verwendet wird.

Pilzverpackung 

Genaugenommen besteht diese Art von Verpackung nicht aus Pilzen, sondern nur aus deren Wurzelgeflecht, auch Myzelium genannt. Dank seiner Eigenschaften eignet es sich hervorragend als nachhaltiger Ersatz für Plastik und Styropor in Polster- und Isolieranwendungen.

Zellulose-Verpackungen 

Zellulose wird aus Holzzellstoff oder anderen Pflanzenfasern gewonnen und ist vollständig biologisch abbaubar. Folien aus Zellulose sind genauso dünn und transparent wie Plastikfolien. 

Papier 

Zur Herstellung von Papier werden Zellulosefasern verwendet, die meist aus Holz, einem natürlich vorkommenden und erneuerbaren Rohstoff, gewonnen werden. Sein organischer Ursprung macht es anfällig für die Zersetzung durch Mikroorganismen in der Umgebung. Papier wird in modernen Verpackungen oft als Ersatz für Kunststoffe verwendet. 

Essbare Verpackungen als nachhaltige Verpackung 

Essbare Verpackungen sind eine kreative Möglichkeit der Abfallvermeidung, da sie nach der Verwendung als Verpackung einfach aufgegessen werden können. Deshalb zählen auch sie zu den nachhaltigen Verpackungen

Für die Herstellung werden lebensmitteltaugliche Materialien wie Proteine, Lipide und Polysaccharide verwendet, um Folien, Beschichtungen und Formteile herzustellen. Diese Stoffe sind für den Verzehr unbedenklich und werden häufig aus organischen Materialien wie Pflanzen und Algen gewonnen.

Arten von essbaren Verpackungen

Folien aus Algen

Diese aus Algenextrakt hergestellten transparenten Folien sind wasserlöslich und geschmacksneutral und dienen als Ersatz für Frischhaltefolie.

Reispapier

Reispapier kann nicht nur in der asiatischen Küche verwendet werden, sondern auch als Lebensmittelverpackung für zum Beispiel kleine Snacks und Süssigkeiten.

Essbares Besteck

Bei essbarem Besteck handelt es sich zwar nicht um Verpackungsmaterial im eigentlichen Sinne, doch da das Besteck aus Weizenkleie, Reis oder Sorghum eine gute Alternative zu Einwegplastikutensilien bietet und Müll spart, kann es als Teil der grösseren Strategie zur Verringerung des Verpackungsmülls betrachtet werden. 

Folien aus Milcheiweiss (Kasein)

Diese Folien oder Beschichtungen werden aus Kasein, einem in der Milch vorkommenden Protein, hergestellt. Sie schliessen Lebensmittel, wie zum Beispiel Käse, sauerstoffundurchlässig ab und verlängern so die Haltbarkeit.

Essbare Wasserkugeln

Diese aus Algen gewonnenen Kugeln sind ein origineller Ersatz für Plastikflaschen und können mit Wasser oder anderen Flüssigkeiten gefüllt sein.

Beispiele aus der Praxis für umweltfreundliche Verpackungen 

Notpla, ein Unternehmen für Verpackungslösungen, bietet umweltfreundliche Verpackungen für verschiedene Anwendungen an, darunter Lebensmittelbehälter, Wäschebeutel, Ozeanpapier, verschwindende Badeölbeutel und vieles mehr. Das folgende Video zeigt, wie das Unternehmen essbare und biologisch abbaubare Verpackungen einsetzt, um eine nachhaltigere, abfallfreie Alternative zu herkömmlichen Verpackungsmethoden zu schaffen. 

Ein anderes Unternehmen namens Evocative Design versucht ebenfalls, seinen Teil zur Rettung des Planeten beizutragen. Die Pilzverpackungen des Unternehmens werden aus zwei Zutaten hergestellt − Hanfschäben und Myzel. Nach dem Versand kann die Verpackung zerkleinert und über ein Gartenbeet gestreut werden, wo sie kompostiert. Diese Art der Verpackung verbraucht nur wenige Ressourcen und enthält keine künstlichen Chemikalien.

Herausforderungen und Überlegungen für umweltfreundliche Verpackungen 

Obwohl umweltfreundliche Verpackungen zahlreiche Vorteile bieten und eindeutig eine gute Option für die Umwelt sind, gibt es immer noch einige Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt: 

  • Höhere Produktionskosten: Die Herstellung umweltfreundlicher Verpackungsmaterialien kann kostspieliger sein als die Herstellung herkömmlicher Materialien, insbesondere wenn neue oder komplizierte Herstellungsverfahren erforderlich sind.
  • Haltbarkeit und Leistung: Bestimmte umweltfreundliche Verpackungsmaterialien sind möglicherweise nicht so stabil und haben nicht die gleichen Schutzeigenschaften wie herkömmliche Verpackungsmaterialien. Das könnte sich auf die Frische und Qualität der Ware auswirken, was besonders bei verderblicher Ware zu einem Problem werden kann.
  • Lieferkette und Logistik:
    • Verfügbarkeit von Rohstoffen: Es kann schwierig sein, nachhaltige Materialien in grossem Massstab zu finden, insbesondere wenn sie schwer zu beschaffen sind oder die Nachfrage das Angebot übersteigt.
    • Anpassung der bestehenden Infrastruktur: Die Integration grüner Verpackungen in bestehende Produktionslinien und Vertriebsketten kann erhebliche Anpassungen erfordern.

Künftige Innovationen für grüne Verpackungen

Umweltfreundliche Verpackungen sind ein sich schnell entwickelnder Bereich, der durch die Nachfrage der Verbraucher nach nachhaltigen Produkten, durch Umweltbelange und durch technologische Fortschritte vorangetrieben wird. Im Folgenden werden einige voraussichtliche Fortschritte im Bereich der umweltfreundlichen Verpackungen vorgestellt, die sich entweder in der Entwicklung befinden oder sehr vielversprechend sind:

  • Fortschrittliche Biokunststoffe: Es werden Anstrengungen unternommen, um neuartige Biokunststoffe zu entwickeln, die eine vergleichbare Festigkeit und Anpassungsfähigkeit wie herkömmliche Kunststoffe aufweisen. Dazu könnten Biokunststoffe gehören, die aus Algen, Pilzen oder sogar bakteriellen Prozessen hergestellt werden. 
  • Intelligente und aktive Verpackungen: Integration intelligenter Technologien in Verpackungen, um die Haltbarkeit zu verlängern, die Sicherheit zu verbessern und die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Dazu könnten Verpackungen gehören, die ihre Farbe ändern, um die Frische anzuzeigen, oder Verpackungen, die den Verderb aktiv bekämpfen. Weitere Informationen über intelligente Verpackungen finden Sie in unserem Artikel.
  • pflanzbare Verpackungen: Verpackungen, die Saatgut enthalten, das nach Gebrauch eingepflanzt werden kann, werden als pflanzbare Verpackungen bezeichnet. Diese Art von Verpackung hat einen zusätzlichen ökologischen Nutzen, da sie neben der Verrottung auch zum Wachstum neuer Pflanzen beiträgt. Es wird erwartet, dass sich pflanzbare Verpackungen in den nächsten zehn Jahren grosser Beliebtheit erfreuen und eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 11 % erreichen werden.

Fazit

Grüne Verpackungen, die biologisch abbaubar oder essbar sind, bieten sicherlich eine praktikable und wirksame Lösung für die zunehmenden Umweltprobleme, die durch herkömmliche Verpackungsmethoden verursacht werden. So entstehen bei diesen grünen Verpackungsmaterialien weniger Abfall, es werden weniger Ressourcen verbraucht, und die Materialien belasten den Planeten nicht über Jahre hinweg. Auch wenn die Verwendung von grünen Verpackungen bislang nicht die Norm ist und es auch noch einige Herausforderungen gibt, wird sich das schon bald ändern. Da durch Vorschriften wie die EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle Unternehmen gezwungen werden, grüne Verpackungen zu verwenden, werden sich die nachhaltigen Verpackungen immer mehr durchsetzen.

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