Interview mit Wen Wu, Produktmanager bei MEAN WELL

Wen Wu Produktmanager und Entwickler für neue Technologien bei MEAN WELL

Wen Wu ist Produktmanager und Entwickler für neue Technologien bei MEAN WELL Europe. 2012 machte er seinen ME- und PhD-Abschluss an der Delft University of Technology. Seither arbeitet er bei MEAN WELL Europe, wo er als technischer Berater und Ausbilder für interne und externe Schulungen tätig ist und sich zudem um Zertifizierungen und Produktplanung kümmert. Aktuell ist er für die Produktforschung und -entwicklung für den europäischen Markt verantwortlich.

MEAN WELL wurde 1982 in Taiwan gegründet und hat dort auch seinen Unternehmenshauptsitz. MEAN WELL stellt hochqualitative Netzteile her. Im Ranking der Hersteller von DC-Netzteilen liegt MEAN WELL weltweit auf den vorderen Plätzen. MEAN WELL hat Niederlassungen in Guangzhou, Shenzhen und Suzhou in China sowie in Kalifornien und in den Niederlanden.

1. Wie sind Sie zu Ihrer Stelle als Produktmanager und Entwickler von MEAN WELL Europe gekommen?

Ich interessiere mich für Elektronik und besonders für Kunstlicht, weil ich interdisziplinäre Physik generell faszinierend finde. MEAN WELL produziert Schaltnetzteile, die voller Elektronik stecken. Eines dieser Produkte sind die LED-Treiber zur Ansteuerung von LED-Beleuchtungen.

Momentan arbeite ich in der niederländischen Niederlassung von MEAN WELL, die besonders auf die Anforderungen des europäischen Marktes spezialisiert ist. Meiner Ansicht nach sollte ein Ingenieur nicht nur technische Probleme lösen, sondern auch verstehen, was Kunden benötigen und warum.

2. Welchen Rat würden Sie einem ehrgeizigen Ingenieur mitgeben, der eine ähnliche Rolle anstrebt?

Die Entwicklung hochqualitativer und gut aufgebauter Elektronik ist oft arbeitsaufwendig und setzt voraus, dass man auch selbstständig arbeiten kann. Mein Ratschlag wäre aber, dass man sich auch mit anderen austauscht – gute Ideen machen das Leben leichter.

3. Mit welchen neuen Produkten und Technologien beschäftigt sich Ihr Team zurzeit?

Aktuell arbeiten wir an kabellosen LED-Treibern, die in Bluetooth-Niedrigenergie-Chips integriert sind.

4. Was sind die wichtigsten Innovationsbereiche bei diesen Produkten?

Dank der WLAN-Funktion kann man bei der Installation viel Zeit und Geld sparen. Zudem ist die nachträgliche Konfiguration relativ einfach, da sie vollständig von der Software übernommen wird.

5. Was ist an der Technologie, die Sie dabei nutzen, so innovativ?

Für das Dimmen der LED wird eine PWM-Frequenz mit hoher Ausgangsleistung implementiert, was ein probates Mittel ist, um die überschüssige Wärme der MOSFET-Schaltverluste zu kompensieren.

6. Was macht Ihre Produkte einzigartig?

Es handelt sich um die ersten standardisierten und serienmäßig hergestellten LED-Treiber für eine hohe PWM-Ausgangsfrequenz, die nach der Norm IEEE 1789-2015 gesundheitlich völlig unbedenklich sind.

7. Gibt es bei Ihnen ein Innovationslabor – und woran wird da zurzeit gearbeitet?

Unser Labor ist mit den unterschiedlichsten Testgeräten ausgestattet, darunter Wechselstromquelle, Gleichstromlast, Oszilloskop, Funktionsgenerator, Wärmekammer und Infrarotkamera, um alle relevanten Parameter zu messen und zu ermitteln.

8. An welchen Arten von Anwendungen und Lösungen arbeiten Ihre Kunden zurzeit?

Da sie alle auf Strom angewiesen sind, handelt es sich um die unterschiedlichsten industriellen Anwendungen, u. a. voll automatisierte Logistiklager, Fabriken mit Roboterarmen, Haushaltsgeräte mit hoher Leistung usw.

9. Welche Schwierigkeiten gibt es bei der Entwicklung und dem Einsatz von Anwendungen in solchen Umgebungen?

Um ein völlig neues Produkt zu entwickeln, sind mitunter sehr viel Zeit und viele Ressourcen erforderlich, wodurch die Möglichkeiten für kleinere und mittlere Projekte von vornherein begrenzt sind. Eben aus diesem Grund testen wir ständig, ob unsere aktuellen und standardisierten Netzteile den Benutzeranforderungen entsprechen, oder ob sie geändert werden müssen. Wir haben beispielsweise ein Gerät mit ITE-Zulassung und eine Endanwendung, die der Haushaltsnorm EN 60335 genügen muss. Bei diesem Szenario testen wir, ob das Bauteil normenkonform ist, oder ob es wegen der Sicherheitsstandards irgendwelcher Änderungen bedarf.

10. Was ist die spannendste oder bahnbrechendste Kundenanwendung, die Sie kennen?

Ich erinnere mich, dass ein Kunde bei unserem ventilatorgekühlten 3000 W-Netzteil den Ventilator entfernt und ihn dann in den Öltank verlegt hat, um die überschüssige Wärme abzuleiten und so den messbaren Lärm in einer stillgelegten skandinavischen Stahlfabrik zu reduzieren. Das brachte uns auf die Idee, den Ventilator ebenfalls auszubauen und ein Hochleistungsnetzteil mit Konduktions- und/oder Flüssigkeitskühlung zu entwickeln.

Total
0
Shares
Vorheriger Beitrag

So wählen Sie die richtige Stromversorgung mit Traco Power aus

Nächster Beitrag

Die wichtigsten aufkommenden Technologietrends für das Jahr 2021

Verwandte Beiträge