Der Wettlauf im Bereich KI: 7 Länder, die Sie im Blick haben sollten

Künstliche Intelligenz kann heute schon Gesichter erkennen, Suchergebnisse verbessern und wird zur Steuerung autonomer Fahrzeuge eingesetzt. Dieser Trend wird als die nächste industrielle Revolution gefeiert. Aber welche Länder treiben diesen Umbruch voran?


KI wird die Welt so stark verändern, dass wir sie kaum wiedererkennen. Genau genommen tut sie das bereits. Diese Länder sind die Vorreiter der KI-Revolution:

China

China hegt im Bereich KI große Ambitionen. Der größte Entwicklungsdruck geht dabei von der Regierung aus. Im Juli letzten Jahres kündigte der Staatsrat der Volksrepublik China an, dass China bis zum Jahr 2030 mit einem Etat von 150 Milliarden $ zum globalen Spitzenreiter im Bereich KI werden möchte.

Das Ziel scheint erreichbar. China ist neben den USA bereits einer der Vorreiter in der KI-Forschung. Laut dem MIT Technology Review wurden in China in den letzten Jahren die meisten Forschungsarbeiten zum Thema Deep Learning veröffentlicht. Das und die Tatsache, dass das Land von einer enormen Datenmenge profitiert – generiert von den etwa 750 Millionen Internetbenutzern im Land  – lassen eine Dominanz Chinas im Bereich der KI sehr wahrscheinlich aussehen.

Unternehmen, die Sie im Blick haben sollten:

  • Ubtech Robotics (Entwicklung von humanoiden Robotern)
  • Icarbonx (Data Mining im Gesundheitsbereich)
  • Mobvoi (Spracherkennung)

Deutschland

Deutschland ist für sein industrielles Know-how und seine hohe Effizienz bekannt. Nun hofft das Land darauf, diese Tradition mit technischer Innovation zu kombinieren. Laut dem Bericht State of European Tech von Atomico ist Berlin derzeit Europas wichtigstes Zentrum für KI-Talente. Die Befragten waren sich außerdem einig, dass Deutschland in den Bereichen autonome Fahrzeuge, Robotik und Quantencomputer aller Wahrscheinlichkeit nach zum Spitzenreiter avancieren wird.

Andernorts im Land zieht das deutsche „Cyber Valley“ große internationale Aufmerksamkeit auf sich. Die Region in der Nähe von Stuttgart und Tübingen entstand im Jahr 2016 im Zuge einer Zusammenarbeit zwischen der Max-Planck-Gesellschaft, mehreren Universitäten und sechs wichtigen Unternehmen, darunter Facebook. Das Forschungszentrum weckte das Interesse von Unternehmen wie Amazon, das nun sein eigenes KI-Forschungszentrum in der Region errichten wird.

Unternehmen, die Sie im Blick haben sollten:

  • Zeitgold (Buchhaltungslösungen für mittelständische Unternehmen)
  • German Autolabs (digitale Assistenten für Autofahrer)
  • Ada Digital Health (KI-gestützte Gesundheits-App)

Norwegen

Credit: Thomas Fabian (CC BY-SA 2.0)

Norwegen arbeitet an seinem Ansehen als Technologiestandort und möchte über seine Tradition als Land der Ölförderung und Fischerei hinauswachsen. Auch wenn Norwegen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch einen etwas längeren Weg vor sich hat, sieht der aktuelle Trend nicht schlecht aus. Letztes Jahr wurde Norwegian.ai eingeführt. Dabei handelt es sich um ein Programm mit einem Fonds in Höhe von 100 Millionen NOK (10 Millionen €), das die Entwicklung Norwegens zu einem Technologie-Zentrum beschleunigen soll.

Unternehmen, die Sie im Blick haben sollten:

  • Geno SA (Biotechnologie)
  • Solution Seeker (Optimierungen in der Öl- und Gasproduktion)

Schweden

Credit: Thomas Fabian (CC BY-SA 2.0)

Wenn es darum geht, ob KI menschliche Arbeitsplätze vernichten könnte, haben die Schweden keine Angst. Laut einer Umfrage der Europäischen Kommission stehen 80 % der Schweden den Themen Robotik und künstliche Intelligenz positiv gegenüber (im Vergleich zu einem EU-Durchschnitt von 61 %). Aus der Umfrage geht außerdem hervor, dass diejenigen, die sich mit Robotik und KI auskennen, auch eher einen höheren Grad an Automation befürworten.

Das liegt wahrscheinlich an Schwedens relativ großzügigem sozialem Netz mit kostenlosem Gesundheitswesen, kostenloser Bildung und Arbeitslosengeld. Allgemein begrüßen Arbeitnehmer und Gewerkschaften KI und sehen sie als Möglichkeit, Wettbewerbsvorteile zu schaffen und gleichzeitig die speziellen Fähigkeiten von Menschen optimal zu nutzen.

Unternehmen, die Sie im Blick haben sollten:

  • Lexplore (Bildungstechnologie zur Diagnose von Dyslexie bei Kindern)
  • Dooer (Buchhaltungsautomatisierung)

Schweiz

By Thomas Woodtli (CC BY-SA 2.0)

Die Schweiz wurde von der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) die letzten sieben Jahre in Folge als das innovativste Land der Welt eingestuft. Laut KPMG ist sie das Land, das am besten auf die langfristigen Veränderungen vorbereitet ist. Die Schweiz weist zudem die höchste Anzahl von KI-Unternehmen pro Bürger auf. Obwohl Zürich eher als internationales Bankenzentrum bekannt ist, bringt die Stadt auch universitäre und industrielle Spitzenforschung hervor.

Gegenwärtig beheimatet die Schweiz den größten Google Campus außerhalb von Kalifornien – mit mehr als 250 KI-Spezialisten, die mit 2.500 Ingenieuren zusammenarbeiten.

Unternehmen, die Sie im Blick haben sollten:

  • ABB (Industrieroboter)
  • Nnaisense (Anwendungen, die auf KI und maschinellem Lernen basieren)

Großbritannien

Großbritannien gehört in Europa ganz klar zu den KI-Spitzenreitern. Laut Asgard gibt es in Großbritannien 121 KI-Unternehmen, wobei London das wichtigste Zentrum der Branche darstellt. Daten von Dealroom.co zeigen, dass Technologie-Unternehmen in Großbritannien im Jahr 2017 Investitionen in Höhe von 7,5 Milliarden € getätigt haben, was einem Anteil von 38 % der gesamten Risikokapital-Investitionen im Land entspricht.

Wenn Großbritannien mit KI erfolgreich ist, kann dies bedeutende Auswirkungen auf die Wirtschaft des Inselstaates haben. PwC Research prognostiziert, dass das britische BIP infolge von KI im Jahr 2030 um 10 % steigen – das entspricht einem Mehrwert von 232 Milliarden £ – und damit möglicherweise die Produktivitätsprobleme des Landes lösen könnte.

So verwundert es nicht, dass die Regierung die Entwicklung mit größter Aufmerksamkeit verfolgt. Im November 2017 gab die britische Regierung bekannt, Fördermittel in Höhe von 68 Millionen £ für KI-Forschung und Robotik-Projekte bereitzustellen, die die Sicherheit in extremen Umgebung erhöhen sollen. Das bedeutet, Technologie zu entwickeln, die der Hitze im Untertagebergbau, den eisigen Tiefen der Nordsee und den schwierigen Bedingungen in der Kernenergieerzeugung standhält.

Unternehmen, die Sie im Blick haben sollten:

  • ai (Arzneimittelforschung)
  • Darktrace (Cybersicherheit)
  • MindTrace (innovative Softwarealgorithmen)

USA

Credit: Patrick Nouhailler (CC BY-SA 2.0)

Wenn es darum geht, wer den Wettlauf im Bereich KI gewinnt, stehen die Chancen nicht nur für China, sondern auch für die USA sehr gut. Dennoch könnten mehrere Faktoren Einfluss auf die letztendliche Platzierung haben. Einerseits profitieren die USA von einer etablierten Technologieszene. Derzeit fließen Risikokapitalinvestitionen im Wert von 10 Milliarden $ in die KI, und Unternehmen wie Apple, Facebook und Tesla haben in den vergangenen Jahren bereits Milliarden in KI investiert. Bei zitierten Forschungsarbeiten führt Microsoft die Rangliste weiterhin an, während Google und IBM sich auf diesem Gebiet ebenfalls einen Namen machen.

Aufgrund der jüngst gekürzten Fördermittel in Bereichen wie KI, steigender Kosten im Bildungswesen und größerer Hürden bei der Zuwanderung internationaler Forschungskräfte ist die Zukunft jedoch ungewiss. Wie sich die Dinge weiterentwickeln, bleibt abzuwarten.

Unternehmen, die Sie im Blick haben sollten:

  • Drawbridge (Targeting-Technologie)
  • Persado (Personalisierung im Marketing)
  • Nauto (Autonomes Fahren)

Auch andere Länder erzielen Fortschritte im Bereich KI. Seit letztem Jahr sind die Vereinigten Arabischen Emirate das erste Land mit einem eigenen Ministerium für KI. In Russland soll Robotik bis zum Jahr 2025 30 % der militärischen Ausrüstung des Landes ausmachen. Und die Regierung in Singapur hat der KI-Forschung erst letztes Jahr 150 Millionen SG$ (94 Millionen €) zugesichert.

Unabhängig davon, wo auf der Welt die Technologie entwickelt wird, ist eines sicher: KI ist auf dem Vormarsch. Bürger auf der ganzen Welt sollten darauf vorbereitet sein.  

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