Zehn Überlegungen zur Wahl der richtigen Inspektionskamera

Gemma Squire – RND Eigenmarken-Managerin

Gemma Squire und ihr Team kümmern sich um die Sortimentsgestaltung hochwertiger, konformer und kosteneffizienter Werkzeuge und Komponenten für Ingenieure und Techniker in den Bereichen Wartung und Kleinserie. Sie hat eine Leidenschaft für technische Produkte und hat als Produktmanagerin bereits eine lange Erfahrung in der Ausgestaltung unserer Eigenmarke RND.

Inspektionskameras werden zur Sichtprüfung oder für Reparaturarbeiten an unzulänglichen Stellen eingesetzt, etwa in Maschinengehäusen, Schächten, Rohren und hinter verblendungen. Neben der eigentlichen Kamera haben die Geräte eine flexible oder starre Sonde in geeigneter Länge. Am Ende der Sonde befindet sich die Optik und die integrierte Objektbeleuchtung. Insoweit ähnels Inspektionskameras den aus der minimalinvasiven Medizin bekannten Endoskopen.

In der vorbeugenden Instandhaltung erweisen sich diese technischen Endoskope als ausgesprochen nützlich und effizient. Denn sie ermöglichen Sichtkontrollen im Innern von Maschinen oder anderen geschlossenen Räumen, ohne dass der Proband zeitaufwändig und kostspielig auseinandergebaut und später wieder zusammengebaut werden muss.

Arten von Sichtprüfungskameras


Selbst wenn alle fernbedienten Sichtprüfungskameras nach demselben Prinzip funktionieren, gibt es doch viele unterschiedliche Ausführungen. Sichtprüfungskameras werden universell von Elektrikern, Ingenieuren, Sicherheitsexperten, Mechanikern und Lernenden in der Ausbildung eingesetzt und bieten zahlreiche Lösungen für zielgerichtete und kosteneffiziente Wartungsaufgaben. Allen gemeinsam ist der Zweck, unzugängliche Stellen besser sichtbar zu machen, wobei einige dieser Geräte für industrielle Anwendungen besonders geeignet sind:

  • Fiberskope sind dünn, zerbrechlich und bei falscher Verwendung leicht zu beschädigen. Mit einer auf 90° begrenzten Gelenkweite sind sie nicht für alle Anwendungen geeignet. Da Fiberskope Bilder auf indirekte Weise erfassen und projizieren, kann die Bildqualität mitunter leiden, im Gegensatz zu solchen Sichtprüfungskameras, die digitale Bilder erfassen.
  • Endoskope werden aufgrund ihrer Flexibilität und geringen Dicke gewöhnlich für medizinische Zwecke eingesetzt. Da sie ähnlich funktionieren wie andere Sichtprüfungskameras, könnten Endoskope eigentlich auch in der Industrie zum Einsatz kommen. Tatsächlich handelt es sich hierbei aber nicht um die wirksamste oder kosteneffektivste Lösung, da ihre Gelenkweite auf 90° begrenzt ist und sie aus Rücksicht auf den menschlichen Körper mit abgeschwächten Lichtern ausgestattet sind.
  • Boreskope sind in zahlreichen Ausführungen erhältlich, die nach den jeweiligen Prüfungsanforderungen ausgewählt werden können. Mit einer Vielzahl an steifen, flexiblen und videotechnischen Boreskopen sowie unterschiedlichen Längen, Stärken und Größen bieten diese vielseitigen Geräte für jede Anwendung die richtige Lösung.

Zehn Überlegungen zur Wahl des richtigen Boreskops

1. Durchmesser und Länge des Kabels

Boreskopkabel gibt es in einer Vielzahl von Längen und Durchmessern, was die Auswahl eines Kabels mit den richtigen Abmessungen eventuell erschweren kann. Die Auswahl wird gleichwohl von den Komponentenöffnungen, Schläuchen und Durchlässen in der zu untersuchenden Maschine eingeschränkt. Der Kauf einer Sichtprüfungskamera mit unterschiedlichen Kabelanschlüssen kann sich als vorteilhaft erweisen. Ein umsichtiger Techniker kann hierdurch auf die Anschaffung mehrerer Boreskope mit unterschiedlichen Weiten und potenzielle Umrüstkosten verzichten.

2. Steife oder flexible Boreskope

  • Steife Boreskope weisen gewöhnlich einen kleineren Durchmesser auf, wodurch sie sich für die Sichtprüfung sehr kleiner Teile und Hohlräume eignen. Aufgrund ihrer einfachen Ausführung, ihrer günstigen Materialien und ihrer kleinen sowie preisgünstigen Linsen erweisen sich steife Boreskope in der Anwendung als unproblematisch und bieten Hochauflösungsbilder von kleinen Teilen und geraden Leitungen. Da sie aber unbeweglich sind und das Blickfeld auf eine gerade Linie begrenzt ist, gelten sie bei der Untersuchung von unregelmäßigen inneren Hohlräumen als suboptimal.

Bei flexiblen Boreskopen hingegen lässt sich die Sichtprüfungskamera in unterschiedliche Richtungen und mit unterschiedlichen Winkeln bewegen. Sie gelten als perfekte Lösung bei gebogenen Leitungen, Kanälen und Durchlässen. Aufgrund der hohen Mobilität von flexiblen Boreskopen sind Platzbeschränkungen und steile Winkel kein wirkliches Problem. Sie können über kleine wie große Bereiche eingesetzt werden, wodurch genaue und gründliche Sichtprüfungen in unterschiedlichen Umgebungen möglich sind.

3. Blickrichtung

Die Blickrichtung bezeichnet die Ansicht eines Geräts auf einer Längsachse durch den Sichtprüfer-Tubus. Sie wird in Grad angegeben und kann festgelegt oder variabel sein und potenziell auch durch Nutzung eines auswechselbaren Adapters an der Spitze angepasst werden.

  • 0° Blickwinkel – gerade nach vorne
  • 45° Blickwinkel – schräg
  • 90° Blickwinkel – seitlich
  • 110° Blickwinkel – rückwärts gewandt

Boreskope mit einem Blickwinkel von 90° sind ideal, um Leitungen und enge Räume genau zu untersuchen. Gleichwohl erfordern andere Anwendungen eventuell Boreskope mit weiteren Blickwinkeln, um eine umfassendere Prüfung zu ermöglichen.

4. BlickfeldBeim Blickfeld handelt es sich um den Blickkegel von der Objektspitze aus. Je weiter das Blickfeld, desto mehr Oberfläche wird sichtbar. Zugleich geht mit einem erweiterten Blickfeld aber oft auch ein Mangel an Details einher, was die Vergrößerung einschränkt. Je weiter sich das untersuchte Objekt vom Gerät entfernt, desto geringer wird meist auch der Winkel des Blickfelds, was die Vergrößerung und die Bildqualität verbessert.

Während bestimmte Untersuchungen eventuell ein weiteres oder engeres Blickfeld erfordern, liegt der Standard für die meisten MROs bei ca. 55°.

5. FeldtiefeDie Feldtiefe bezeichnet die Entfernung von der Tubusspitze bis zum weitest entfernten Objekt, das noch scharf (also maximal) angezeigt wird. Die Feldtiefe wird mit einer minimalen und einer maximalen Entfernung ausgedrückt, wobei das Bild unscharf erscheint, wenn die Spitze sich dem Minimalwert nähert. Das zu testende Gerät bestimmt die jeweilige Feldtiefe, weshalb eine geeignete Kamera in Abhängigkeit von der Tiefe der geprüften Komponenten ausgewählt werden kann.

6. UmgebungsfaktorenDa Sichtprüfungskameras gewöhnlich in schwer zugänglichen Bereichen zum Einsatz kommen, müssen sie in Abhängigkeit von der vorgesehenen Testumgebung ausgewählt werden. Hierzu gehören Faktoren wie Umgebungslicht und Vibration. Im Sanitärbereich müssen Kameras wasserdicht sein, während sie im Maschinenbau eher widerstandsfähig gegenüber Chemikalien sein sollten.

7. Rechnerkapazität und Speicherplatz für Fotos und VideosMitunter ist es erforderlich, die Bilder und Videos aus einer Sichtprüfung aufzuzeichnen. In einem solchen Fall kann es sinnvoll sein, ein Boreskop mit einer austauschbaren SD-Speicherkarte zum problemlosen Herunterladen der Bilder zu erwerben. Moderne Boreskope verfügen zudem u. U. über eine zusätzliche Analysesoftware. Dies ist mit Mehrkosten verbunden, weshalb man sich bereits im Vorfeld die Frage stellen sollte, ob eine solche Anschaffung sinnvoll ist.

8. Beleuchtung

Sichtprüfungskameras benötigen eine Lichtquelle, um die zu untersuchende Leitung oder den Hohlraum auszuleuchten. Die Wahl der Lichtquelle hängt unmittelbar mit dem Anwendungszweck zusammen. Günstige Boreskope verwenden oft Glühlampen, was zu Erhitzung und Kontamination führen kann. Bei empfindlichen Anwendungen sollte man eventuell einer Faseroptik- oder LED-Beleuchtung den Vorzug geben.

9. Verfügbarkeit von Zubehör

Da Sichtprüfungskameras recht kostspielig sein können, ist eine Aufrüstung des jeweiligen Geräts zur Erweiterung des Anwendungsbereichs eventuell sinnvoll. Möglich wird dies durch den Einsatz kompatiblen Zubehörs, beispielsweise:

  • Längere Kameraschläuche
  • Verlängerungsstangen
  • Magnete
  • Haken
  • Spiegel

Derartige Aufsätze können die Effizienz steigern, indem sie das Gerät verlängern, Metallgegenstände aufheben und um Ecken blicken. Zwar sind sie auch separat erhältlich, doch scheint es ratsam, ein vollständiges Paket mit allen erforderlichen Aufsätzen zu erwerben, da die Produkte in Qualität und Ausführung sehr variieren können. Unwirksame Aufsätze können leistungsmindernd sein, also beispielsweise ein Magnet, der zu schwach, bzw. ein Haken, der zu klein ist, oder Zubehörteile, die nicht richtig sitzen.

10. Bedienfreundlichkeit

Sichtprüfungskameras sollten gut gebaut, bequem in der Anwendung und ergonomisch im Design sein, damit sie einhändig bedient werden können, wodurch die andere Hand den Tubus auf effektive Weise führen und steuern kann. Die Bedienelemente sollten zudem in Reichweite von Fingern und Daumen sein. Dies hat den Vorteil, dass man bei einer Aufnahme die Kontrolle über die Kamera behält, was unerwünschte Bewegungen und Bildbeeinträchtigungen ausschließt.

Je nach den unterschiedlichen Anwendungsgebieten und Einsatzmöglichkeiten wird eine Vielzahl von Sichtprüfungskameras angeboten. Ein Mehr an Funktionen bedeutet aber auch einen höheren Preis, weshalb Untersuchungsanforderungen und Kosten genau abgewogen werden sollten. Für Wartung, Reparatur und Betrieb sind Boreskope in der Industrie unverzichtbar. Mit ihrer Hilfe können Prüfungen und Untersuchungen durchgeführt werden, ohne dass hierfür die Maschine demontiert und Ausfallzeiten in Kauf genommen werden müssten.

Die Zukunft der Sichtprüfungskameras

Die Kameratechnologie erfährt ständig neue Verbesserungen, beispielsweise drehbare Lichtanschlüsse, Boreskope mit Schwenkprisma und Panoramaansichten. Mit Fortschritten bei der künstlichen Intelligenz, der Videotechnologie und der Ausleuchtung werden Boreskope so modifiziert, dass diese Neuheiten tatsächlich auch zum Einsatz kommen.

Während Boreskope aktuell noch der passiven Beobachtung dienen, wird sich die Technologie so weiterentwickeln, dass MRO-Anforderungen auf eher proaktive Weise erfüllt werden. Zu den Neuerungen gehören Arbeitskanal-Boreskope mit Zusätzen, welche die Komponenten bearbeiten, während sie diese zugleich untersuchen, und UV-Videoskope, die bei einer Farbeindringprüfung von weißem Licht auf UV-Licht umschalten.

Je größer die Nachfrage nach mehr Leistung und schnellerer Produktion, desto verbreiteter der Einsatz von Sichtprüfungskameras. Bei Boreskopen handelt es sich mittlerweile um unersetzliche MRO-Werkzeuge, wobei die Sichtfähigkeiten der Maschine die menschlichen Möglichkeiten übertreffen. Die Auswahl des optimalen Boreskops ist heute einfacher denn je. Vorausgesetzt, dass man die Anforderungen und Einschränkungen der vorgesehenen Prüfungen genau versteht.

Empfohlene Produkte

Borescope 640 x 480 RND

Dieses Boreskop vereint eine Kameraauflösung von 640 x 480 mit einem ergonomischen Griff, einem MIKRO-SD-Kartenspeicher, einer abnehmbaren IP67-Kamerasonde mit 4 LED-Leuchten und einer Vielzahl von Aufsätzen.


Wasserdichte Videoprüfkamera RND

Diese wasserdichte Videoprüfkamera bietet eine Kameraauflösung von 640 x 480, eine Sondenlänge von 1 m und einen ergonomischen Griff. Sie verfügt zudem über einen Magneten, einen Haken, einen Spiegel, einen Aufbewahrungskasten und ein USB-Kabel.

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