Die umweltfreundlichsten Gebäude Europas

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Britische Stadt liegt im Städtevergleich auf Platz 1, doch im Ländervergleich nimmt die Tschechische Republik den 1. Platz ein.

Angesichts der drohenden Klimakrise und der knapper werdenden fossilen Brennstoffen sollten wir uns alle um eine umweltfreundliche Lebensweise bemühen, aber das ist nicht immer einfach. Immer mehr Menschen versuchen auf eigene Faust, umweltbewusster zu leben. Allerdings ist dies viel effektiver, wenn die nötige Infrastruktur vorhanden ist und die Politik einen nachhaltigeren Lebensstil fördert.

Eine umweltfreundliche Lebensweise beginnt in der umweltgerechten Bauweise der Wohngebäude und der Gewerbegebäude. Die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft fängt also quasi in unserer unmittelbaren Nachbarschaft an. Doch welche Städte nehmen sich die Zeit, in eine umweltfreundliche Infrastruktur zu investieren, und welche Länder nehmen die Umweltauswirkungen ihrer Gebäude besonders Ernst?

BREEAM ist ein internationales Bewertungssystem, das unter anderem die Nachhaltigkeit einzelner Gebäude bewertet und eine unabhängige Zertifizierung vergibt. Die Gebäude werden danach beurteilt, inwieweit sie die strengen Umweltstandards in den folgenden zehn Kategorien erfüllen: Energie, Gesundheit und Wohlbefinden, Innovation, Landnutzung und Ökologie, Management, Verschmutzung, Transport, Material, Abfall und Wasser.

Für diese Kategorien werden jeweils eine bestimmte Punktzahl vergeben, wenn die notwendigen Kriterien erfüllt sind. Aus der erreichten Punktzahl resultiert dann die folgende Bewertung: Herausragend, Ausgezeichnet, Sehr gut, Gut, Ausreichend und Nicht klassifiziert.

Wir haben uns die BREEAM-Bewertungen von Städten auf der ganzen Welt angeschaut, um sie miteinander zu vergleichen. Dabei wurde ein Gebäude, das mit “Ausgezeichnet”, “Hervorragend” oder “Sehr gut” bewertet wurde, in einer Kategorie zusammengefasst, während “Gut”, “Ausreichend” und “Nicht klassifiziert” in den einzelnen Kategorien verbleiben. Da jedes Gebiet eine unterschiedliche Anzahl von BREEAM-zertifizierten Gebäuden aufweist, haben wir die Daten in Prozentsätze umgewandelt, um die Unterschiede zwischen den Gebieten genauer wiederzugeben.

Von allen Städten zusammen, war Coventry in Mittelengland der Spitzenreiter. 98,31 % der von BREEAM zertifizierten Gebäude fielen in die Kategorie “hervorragend/exzellent/sehr gut”, weitere 1,69 % in die Kategorie “gut”. Das ehemalige Industriezentrum wurde während des Zweiten Weltkriegs schwer zerstört und hat in den Nachkriegsjahren umfangreiche Investitionen und Umstrukturierungen erfahren, wodurch es zu einer renommierten Universitätsstadt wurde, was vielleicht erklärt, warum es so gut abschneidet.

Gleich darauf folgt die polnische Stadt Krakau mit beeindruckenden 97,65 %. Weitere 1,18 % wurden als gut eingestuft. Interessanterweise sind in der Top 10  acht englische Städte dabei, wobei die tschechische Hauptstadt Prag die Liste mit beeindruckenden 96,27 %  abrundet.

Am besten bewertet wurden neben Coventry die Stadt Stoke-on-Trent in den Midlands, sowie die beiden Hafenstädte Portsmouth und Plymouth im Süden Englands. Interessanterweise sind drei der Städte auf der Spitzenliste Küstenstädte an der Südküste, was darauf zurückzuführen sein könnte, dass sie sich in unmittelbarer Nähe zu grünen Initiativen wie Windparks befinden.

Die Stadt Dartford, im Südosten Englands, befindet sich im Mittelfeld der Tabelle. Der Fußballverein der Stadt wurde mit der Green Heart Hero Trophäe in der Kategorie “Nachhaltigkeit im Sport” ausgezeichnet, nachdem er 2006 das weltweit erste umweltfreundliche Fußballstadion gebaut hatte, das andere Vereine zum Nachahmen anregte.

Die Stadt Exeter im Südwesten von England befindet sich am unteren Ende der Liste. Jedoch  fallen immer noch lobenswerte 96,15 % der Gebäude in die beste Kategorie, während 3,85 % als gut eingestuft werden. In diesem Frühjahr soll in der Ringswell Avenue in Exeter ein neues umweltfreundliches Projekt mit Schwerpunkt auf kohlenstoffarmen Immobilien fertig gestellt werden. Auch in Wakefield, im Norden von England, sollen im Laufe des nächsten Jahres 175 umweltfreundliche Gebäude entstehen.

60 % der in der Topliste für Frankreich genannten Orte sind Gemeinden. 

Alle Gemeinden aus der obigen Liste befinden sich in Paris, was nach der Einführung des Pariser Abkommens im Jahr 2016 nicht weiter verwunderlich ist. Das Abkommen wurde auf der UN-Klimakonferenz in Paris, auch “COP 21” genannt,  von 196 Vertragsparteien angenommen. Ziel des Abkommens ist die Reduzierung der Erderwärmung. Auch das nachhaltige Bauen spielt eine wichtige Rolle, wobei der Schwerpunkt auf der Schaffung umweltfreundlicher Muster für eine langfristige, nachhaltige Entwicklung liegt. 

Einer kürzlich erschienenen Veröffentlichungzufolge möchte Paris bis 2030 “Europas grünste Stadt” werden, und die Anzahl der in dieser Liste aufgeführten Kommunen ist ein Beleg dafür.

Obwohl Nürnberg als zweitgrößte Stadt Bayerns kleiner ist als München, gibt es hier mehr Gebäude der ersten Kategorie, nämlich  80 %. Die bayerische Landeshauptstadt liegt hingegen in unserer Studie mit 62,22 % auf Platz 3.  

Stuttgart, das früher als  die “Stadt mit den grünsten Dächern Europas” bezeichnet wurde, machte 2019 mit seinen begrünten Dächern auf sich aufmerksam. Die Dächer wurden neben Gras auch mit Blumen und Gemüse bepflanzt, um die Luftverschmutzung zu bekämpfen und Lebensräume für Insekten zu schaffen. Nicht zu vergessen ist die 2007 gegründete Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen mit Sitz in Stuttgart.

Weiter unten in unserer Tabelle steht die Stadt Essen, die 2017 zur “Grünen Hauptstadt Europas” gewählt wurde. Mit 50 % der Gebäude in den Kategorien “Ausgezeichnet”, “Hervorragend” und “Sehr gut” sowie 25 % in der Kategorie “Gut” ist die Stadt aufgrund der vielen Grünflächen und Wälder auch eine der grünsten im Verhältnis zur Fläche.

Bei so vielen englischen Orten, die in der Rangliste so weit oben stehen, sollte man meinen, dass das Vereinigte Königreich die Liste der Länder mit den umweltfreundlichsten Gebäuden im Rahmen der BREEAMS-Bewertungen leicht anführen würde. Doch obwohl das Land insgesamt beeindruckend abschneidet und 91,53 % der Gebäude in die Spitzengruppe fallen, schafft es nur den vierten Platz. Die Tschechische Republik konnte mit 93,15 %  den ersten Platz erobern. Vielleicht noch schockierender ist, dass 0,40 % der Gebäude im Vereinigten Königreich bei der BREEAM-Bewertung als nicht klassifiziert eingestuft wurden.

Die Kriterien für die Einstufung der Länder in dieser Studie wurden leicht geändert, da nur Länder mit mindestens 100  BREEAM bewerteten Gebäuden in Frage kamen. Damit ist China das einzige nichteuropäische Land, das es auf die Liste geschafft hat und auf einem nicht allzu schlechten sechsten Platz landet. Dies mag viele überraschen, da China als großer Umweltverschmutzer wahrgenommen wird. Dies ist jedoch größtenteils auf seine Bevölkerung von über 1,4 Milliarden Menschen zurückzuführen, aber dank seiner modernen Infrastruktur kann das Land seine Umweltbelastung pro Kopf relativ gering halten.

Natürlich sind diese Daten nicht ganz repräsentativ dafür, welche Nationen den Umweltschutz bei neuen Bauprojekten ernst nehmen, da sie nur die Länder widerspiegeln, die das BREEAM-Bewertungssystem verwendet haben. Aber sie zeigen, dass die Länder große Anstrengungen unternehmen, um eine nachhaltigere Zukunft aufzubauen.

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