Die Zukunft ist vegan: Die Lebensmittelherstellung neu definieren

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Die Lebensmittelindustrie steht kurz vor einer bedeutenden ErnĂ€hrungsumstellung, da die Nachfrage nach veganen Lebensmitteln steigt. Dieser Artikel befasst sich mit dem komplexen Bereich der veganen Lebensmittelproduktion und analysiert die Herausforderungen und Strategien, die zur Erhaltung der ProduktintegritĂ€t und zur Vermeidung von Kreuzkontaminationen eingesetzt werden. 

Die grĂŒne Revolution in der veganen Lebensmittelherstellung

Ein wachsendes Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein hat in den letzten Jahren zu einem exponentiellen Anstieg der Nachfrage nach veganen Produkten gefĂŒhrt, da immer mehr Menschen auf eine flexitarische, vegetarische oder vegane ErnĂ€hrung umstellen. Die Art und Weise, wie „rein pflanzliche“ Lebensmittel vermarktet und wahrgenommen werden, hat sich daher dramatisch verĂ€ndert.

Doch was gilt als „vegan“ oder „rein pflanzlich“? Die beiden Begriffe werden hĂ€ufig austauschbar verwendet, wobei verschiedene Organisationen und Aufsichtsbehörden die Begriffe nach bestimmten Standards definieren. Um eine TĂ€uschung der Verbraucher zu vermeiden, hat die EuropĂ€ische Gemeinschaft eine Definition fĂŒr einen „veganen Standard“ erarbeitet. Diese Definition wurde 2017 in BrĂŒssel von grossen veganen Organisationen festgelegt und ist fĂŒr die korrekte Kennzeichnung von Produkten in der EuropĂ€ischen Gemeinschaft massgeblich.

Vegane Lebensmittelgesetzgebung

Da sie in der EU seit langem sicher verwendet werden, fallen die meisten pflanzlichen Bestandteile unter das normale Lebensmittelrecht und benötigen keine zusĂ€tzliche Vorabgenehmigung. Neue Waren oder Bestandteile können jedoch der Verordnung ĂŒber Lebensmittelzusatzstoffe (EG Nr. 1333/2008) oder der Verordnung ĂŒber neuartige Lebensmittel (2015/2083) unterliegen, die eine Zulassung durch die EuropĂ€ische Kommission und eine Sicherheitsbewertung durch die EuropĂ€ische Behörde fĂŒr Lebensmittelsicherheit (EFSA) erfordern.

Die Verordnung ĂŒber neuartige Lebensmittel gilt auch fĂŒr traditionelle pflanzliche Lebensmittel aus LĂ€ndern ausserhalb der EU, allerdings ist das PrĂŒfungsverfahren schneller. Bestimmte rein pflanzliche Lebensmittel, insbesondere solche mit geschĂŒtzten Angaben oder solche, die als neuartige Lebensmittel oder Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen sind, mĂŒssen nach dem EU-Rechtsrahmen strenge Anforderungen an die Zusammensetzung erfĂŒllen.

Die Grauzone: Kennzeichnung und Rechtslage

Obwohl es „vegane“ Labels und Standards gibt, gibt es keine rechtsverbindliche Definition auf EU-Ebene. Das bedeutet, dass die Wahl der richtigen Produktpositionierung und Bezeichnung eine Herausforderung fĂŒr Lebensmittelunternehmen darstellt. Dies gilt speziell fĂŒr pflanzliche Milch- und Fleischalternativen. Ein Grossteil der Verordnungen zielt darauf ab, den Missbrauch geschĂŒtzter Angaben zu verhindern und die von der Milch- und Fleischindustrie traditionell verwendete Terminologie zu schĂŒtzen. 

Da es keine rechtsverbindliche Definition fĂŒr vegane Produkte gibt und auch anhand der Zutatenliste nicht erkennbar ist, ob ein Produkt vegan ist, gibt es einige GĂŒtesiegel verschiedener Organisationen, die bestimmte Kriterien erfĂŒllen. Beispiele hierfĂŒr sind das V-Label, eine international geschĂŒtzte Marke zur Kennzeichnung von vegetarischen und veganen Lebensmitteln, und die Veganblume der Vegan Society England.

Herstellungsrichtlinien fĂŒr vegane Produkte

Beide GĂŒtesiegel weisen darauf hin, dass das Produkt keine tierischen Inhaltsstoffe oder Hilfsstoffe enthĂ€lt und keine Tierversuche bei der Herstellung durchgefĂŒhrt wurden. Allerdings können trotz sorgfĂ€ltiger Produktion manchmal kleinste Mengen, nicht zur Rezeptur gehörende Stoffe, in das Produkt gelangen. Deshalb ist auf manchen Produkten der Hinweis „Kann Spuren von 
 enthalten“ oder „EnthĂ€lt Spuren von 
“, zu finden. Damit sichern sich Hersteller gegen SchadensersatzansprĂŒche von Allergiker/innen ab. Spurenhinweise fĂŒr tierische Zutaten bedeuten allerdings nicht, dass tatsĂ€chlich tierische Inhaltsstoffe im Endprodukt enthalten sind und dieses somit nicht mehr vegan ist. Sie machen nur auf mögliche Verunreinigungen aufmerksam, die in minimalem Umfang und produktionsbedingt zustande kommen können. Um die IntegritĂ€t der veganen Produktionslinien zu bewahren, verlangen anerkannte vegane Siegel von den Herstellern Massnahmen, um mögliche Kreuzkontaminationen auf ein Minimum zu halten. 

Diese Anforderungen sind je nach Label unterschiedlich. WĂ€hrend es beim V-Label einen Grenzwert fĂŒr produktionsbedingte Spuren nicht veganer Produkte gibt, wird bei der Veganblume von Herstellern, die parallel auch nicht vegane Produkte herstellen, die grĂŒndliche Reinigung von Maschinen gefordert, um eine Kreuzkontamination zu vermeiden.

Tests und ÜberprĂŒfungen

Die Hersteller können verschiedene PrĂŒfmethoden wĂ€hlen, um sicherzustellen, dass ihre veganen Produkte frei von tierischen Inhaltsstoffen sind. In der Lebensmittelbranche werden hĂ€ufig Tests zum DNA-Nachweis, zur Identifizierung von Wirbeltieren, Enzymimmunoassays (ELISA) und Lateral Flow Devices (LFD) eingesetzt. Jeder Test hat jedoch seine Grenzen und erfordert besondere Instrumente und finanzielle Überlegungen.

Etablierung der veganen Lebensmittelherstellung auf der Grundlage von Feststoffprogrammen

Vor der EinfĂŒhrung eines HACCP-Systems (Hazard Analysis and Critical Control Points) mĂŒssen vorbereitende Programme durchgefĂŒhrt werden. Damit diese Programme eine Kontamination durch tierische Erzeugnisse wirksam verhindern können, sollten sie einer internen PrĂŒfung, Risikobewertung und Verifizierung unterzogen werden.

  • ZuverlĂ€ssige Lieferanten: Die Herstellung veganer Lebensmittel erfordert zuverlĂ€ssige Lieferanten. Bedenken hinsichtlich Kreuzkontaminationen können mithilfe von Audits und Fragebögen festgestellt werden.
  • Bedrohungsanalyse und kritische Kontrollpunkte (TACCP): Der Verbraucherschutz steht an oberster Stelle. Deshalb sollte bei tierischen Inhaltsstoffen und Spuren von Allergenen Klarheit geschaffen werden.
  • Reinigungsverfahren: Um Kreuzkontaminationen mit tierischen Stoffen zu vermeiden, sind validierte Reinigungsverfahren unerlĂ€sslich.
  • Produkttrennung: Vegane Produkte sollten idealerweise in einer separaten Anlage hergestellt werden. Aber auch effiziente Methoden der Produkttrennung reichen schon aus, um Kreuzkontaminationen zu vermeiden.
  • Produktplanung: Hersteller, die nicht auf vegane Produktlinien spezialisiert sind, können dennoch eine ĂŒberlegte Produktplanung anwenden. Vegane Produkte sollten Vorrang vor Produkten haben, die nicht vegane Zutaten enthalten.

Die Herausforderung der Kreuzkontamination in der veganen Lebensmittelproduktion

Die grösste Herausforderung bei der Herstellung von veganen Lebensmitteln ist nach wie vor die Kreuzkontamination. Insbesondere in Betrieben, die parallel zu ihren nicht veganen Produkten vegane Produkte herstellen. Wenn diese Hersteller nicht mit einem anerkannten Vegan-Label zertifiziert sind, das Massnahmen gegen die Kreuzkontamination fordert, kann nicht garantiert werden, dass das Produkt wirklich frei von Zutaten oder Verarbeitungshilfsstoffen tierischen Ursprungs ist. Deshalb sollte es eine rechtsverbindliche Definition der Begriffe „vegan“ und „vegetarisch“ in der EU geben. Zutaten und Verarbeitungshilfsstoffe, die tierischen Ursprungs sind, mĂŒssen erkenntlich gemacht und Hersteller, die ihre Produkte als „vegan“ bewerben, sollten ausserdem verpflichtet werden, Kreuzkontaminationen ausschliessen zu können.

Kontrollmethoden fĂŒr die Herstellung veganer Lebensmittel

Als Garantie fĂŒr die Kunden, dass das Produkt den veganen Idealen entspricht, dienen Zertifizierungen von angesehenen Organisationen als Legitimationssiegel. Die grössten veganen Labels im deutschsprachigen Raum sind das V-Label, das in Kooperation mit der EuropĂ€ischen Vegetarier Union (EVU) und deren Mitgliedsorganisationen aufgebaut wurde, die Veganblume, der englischen Vegan Society, das Vegan-Label der Veganen Gesellschaft Deutschland e. V. und das EcoVeg-Siegel von Veg Organic e. V.

Schulungsprogramme

Um etwaige LĂŒcken in den derzeitigen Verfahren zur Lebensmittelsicherheit zu schliessen, sollten die Schulungsprogramme regelmĂ€ssig aktualisiert werden. Alle Mitarbeiter, die im Produktionsprozess tĂ€tig sind, sollten umfassend geschult werden und wissen, wie wichtig die Einhaltung der veganen Standards ist. Dazu gehört die AufklĂ€rung ĂŒber mögliche Quellen von Kreuzkontaminationen, das Wissen um die Feinheiten bei der Beschaffung veganer Zutaten und die Bedeutung der Einhaltung strenger Verarbeitungsregeln. HĂ€ufige Schulungen können dazu beitragen, dass das Personal ĂŒber die aktuellen Industrienormen und Gesetze informiert ist und diese Praktiken festigt.

Innovative Technologien

Die Effizienz und Genauigkeit der QualitĂ€tskontrolle bei der Herstellung von veganen Lebensmitteln kann durch den Einsatz von Spitzentechnologien wie kĂŒnstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen erheblich verbessert werden. KI kann fĂŒr genaue QualitĂ€tskontrollen eingesetzt werden, die gewĂ€hrleisten, dass die Produkte stets den veganen Anforderungen entsprechen, sowie fĂŒr prĂ€diktive Analysen, die dazu dienen, mögliche Probleme in der Fertigungslinie vorherzusehen und die Verfahren zu optimieren. Weitere Informationen finden Sie in diesem Artikel.

Umweltkontrollen

Ausserdem muss sichergestellt werden, dass im Produktionsbereich die richtigen Umweltbedingungen herrschen. Dies bedeutet, dass Variablen wie Feuchtigkeit, Temperatur und Sauberkeit ĂŒberwacht und gesteuert werden mĂŒssen, um jegliche mikrobiologische Kontamination zu verhindern, die die vegane Reinheit der Produkte gefĂ€hrden könnte.

Fazit

Der Vormarsch veganer Produkte bedeutet einen Wandel der Lebensmittelproduktion. Die steigende Nachfrage nach rein pflanzlichen Produkten fordert eine bessere Zusammenarbeit zwischen Herstellern, Kunden und Aufsichtsbehörden, um die IntegritĂ€t der veganen Produkte gewĂ€hrleisten und Kreuzkontaminationen vermeiden zu können. 

Die Hersteller können die Echtheit und QualitĂ€t ihrer veganen Produkte garantieren, indem sie strenge Kontrollverfahren anwenden, umfassende Risikobewertungen durchfĂŒhren und grossen Wert auf eine transparente Kennzeichnung legen. Bei den Lebensmitteln der Zukunft wird nicht nur berĂŒcksichtigt, was wir essen, sondern auch der Produktionsprozess. Dies ist ein bedeutender Schritt hin zu einer ethischeren, nachhaltigeren und gesundheitsbewussten Welt. 

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