Warum Roboter die besseren Fahrer sein werden

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Rutschen Sie rüber, Ihr Platz ist nicht mehr hinter dem Lenkrad. Selbstfahrende Autos kommen, ob wir dafür bereit sind oder nicht. Und sie werden die Regeln des Strassenverkehrs neu schreiben.

Die Entwicklung von Robotern und künstlicher Intelligenz in den letzten Jahren hat ein Universum von Möglichkeiten eröffnet, die früher nur in Science-Fiction-Filmen möglich waren. Ein Bereich, in dem diese technologischen Innovationen das Potenzial haben, unseren Alltag zu revolutionieren, ist der Verkehr, insbesondere im Bereich des autonomen Fahrens Die Aussicht, dass Roboter das Steuer übernehmen, mag futuristisch erscheinen, aber mit jedem Tag wird deutlicher, dass sie das Potenzial haben, menschliche Fahrer in vielerlei Hinsicht zu übertreffen. 

Die Wahrheit ist, dass vorhersehbare, intelligente Maschinen – wenn die Technologie ausgereift ist – zweifellos bessere und sicherere Fahrer sein werden als wir. Und zwar aus folgendem Grund:

Sie verfügen über eine Rundumsicht − auch nachts 

Selbstfahrende Autos können ihre Umwelt auch nachts in bis zu 250 Metern Abstand erfassen, im Vergleich zu 76 Metern beim Menschen

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie sind nach Einbruch der Dunkelheit mit dem Auto unterwegs. Auf den Strassen ist viel los und überall sind Fussgänger. Als Sie gerade abbiegen wollen, taucht plötzlich ein Motorradfahrer aus dem toten Winkel auf.

Selbstfahrende Technologie: Bei autonomen Fahrzeugen gibt es keinen toten Winkel, da Kameras und Sensoren, wie LiDAR eine komplette 360°-Sicht gewährleisten. Während Tesla ausschliesslich auf Kameras setzt, bevorzugen die meisten anderen Hersteller wie Waymo von Google und Uber LiDAR. LiDAR sendet Millionen von Lichtstrahlen pro Sekunde aus und misst deren Laufzeit, um genaue 3D-Karten zu erstellen. Anhand der gesammelten Daten ist das intelligente Computersystem des Fahrzeugs in der Lage, Objekte zu identifizieren, Verhalten vorherzusagen und darauf zu reagieren.

Warum die Technologie besser sein wird: Auch wenn Menschen ziemlich gut sehen und verarbeiten können, was um sie herum geschieht, ist ihr Gesichtsfeld immer begrenzt. Denn während das menschliche Auge bei Dunkelheit nur etwa 76 Metern weit sehen kann, sehen selbstfahrende Autos etwa 250 Meter weit und haben eine 360°-Sicht. Des Weiteren können selbstfahrende Autos die Entfernung von Objekten auf ±2 cm genau schätzen. Dank der vorab erstellten HD-Karte können selbstfahrende Autos sich selbst und die umliegenden Fahrzeuge innerhalb ihrer HD-Karte lokalisieren und kennen die Strassenbedingungen.

Sie haben eine schnellere Reaktionszeit

Stellen Sie sich vor, Sie fahren auf der Autobahn und ohne Vorwarnung kommt vor Ihnen ein Auto zum Stehen. Können Sie schnell genug bremsen, um einen Aufprall zu vermeiden?

Bei autonomen Fahrzeugen würde bei einem solchen Szenario der autonome Notbremsassistent (Automatic Emergency Braking, AEB) zum Einsatz kommen, der bereits heute in Fahrzeugen verwendet wird. Wenn das Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit von mehr als 30 km/h unterwegs ist und der autonome Notbremsassistent erkennt, dass der Abstand zum vorausfahrenden oder stehenden Fahrzeug kritisch wird, bereitet er das Bremssystem auf eine mögliche Notbremsung vor. Die Fahrerin / der Fahrer wird durch einen akustischen und/oder visuellen Hinweis gewarnt und wenn sie / er nicht reagiert, wird automatisch eine Notbremsung eingeleitet.

Wir Menschen sind sicherlich in der Lage in Gefahrensituationen auf die Bremse zu treten, schliesslich kennen wir alle diese Beinaheunfälle, in denen das Adrenalin durch unseren Körper schiesst. Aber auch diejenigen unter uns mit superschnellen Reflexen können nicht ganz mit der Leistung eines selbstfahrenden Autos mithalten. Laut Wired benötigen Menschen 1,6 Sekunden, um ein Auto auf trockener Strasse zu stoppen, während ein selbstfahrendes Auto in nur 0,5 Sekunden zum Stehen kommt.

Sie halten sich immer an die Regeln

Menschen können beim Fahren leicht abgelenkt werden oder fahren unaufmerksam. Stellen Sie sich vor Sie haben einen langen Arbeitstag hinter sich und sind müde, müssen aber noch 50 Minuten bis nach Hause fahren, oder Sie sind wütend, weil Sie sich mit Ihrem Chef gestritten haben. In solchen Situationen passiert es leicht, dass wir unaufmerksam sind und uns deswegen nicht richtig auf den Verkehr konzentrieren können, oder sogar zu schnell fahren.

Selbstfahrende Autos können weder müde noch wütend sein. Da die Verkehrsvorschriften in den Zentralrechner des Autos programmiert werden, hält das Auto stehts die Geschwindigkeitsbegrenzung ein, den Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und die Regeln für das Fahren im Kreisverkehr. Kurzum, selbstfahrende Autos werden sich immer an die Verkehrsregeln halten. KI-Technologien treiben das autonome Fahrzeugsystem an. Mithilfe von Bilderkennung, Sensoren, maschinellem Lernen, neuronalen Netzen und KI-gestützten Computersystemen erkennen autonome Fahrzeuge Verkehrszeichen, Ampeln und Fahrbahnmarkierungen und handeln dann dementsprechend.

Nach Angaben der WHO sterben fast 1,35 Millionen Menschen bei Verkehrsunfällen. So gut wir also auch glauben zu fahren, die Realität sieht anders aus. Denn die Wahrheit ist, dass wir uns nicht immer an die Verkehrsregeln halten. Wir werden müde und verlassen unsere Fahrspur. Wir werden wütend und fahren zu schnell. Wir werden abgelenkt und halten nicht an Fussgängerüberwegen. Für Roboter gilt das nicht. Sie halten die Geschwindigkeitsbegrenzung ein, folgen genau dem Verlauf der Strasse und fahren nicht über rote Ampeln.

Sie haben einen Überblick über die gesamte Verkehrssituation.

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Es ist ein schwerer Unfall passiert. Alle Fahrspuren sind blockiert und der Verkehr beginnt sich zu stauen. Wissen Sie von dem Stau, bevor Sie in ihm stehen, bzw. kennen Sie eine alternative Route?

Selbstfahrende Autos: Dank blitzschnellem 5G, Kameras, künstlicher Intelligenz und 3D-HD-Karten ermöglicht die Vehicle-to-Everything-Kommunikation (V2X) den Austausch von Informationen zwischen Autos, ihren Fahrern und ihrer Umgebung. Mithilfe der Chip-Technologie, erhalten selbstfahrende Autos sowohl Daten voneinander (V2V) als auch von der Strassenverkehrsinfrastruktur (V2I) wie Ampeln, Verkehrszeichen und Fussgängerschutzvorrichtungen, um immer einen Schritt voraus zu sein.

Abgesehen von den Verkehrsnachrichten im Radio, wissen wir meistens nicht, was in einiger Entfernung vor uns auf der Strasse passiert. Wir sehen Unfälle, Baustellen oder Eisflächen auf der Strasse in der Regel erst, wenn es bereits zu spät ist. Zwar liefern uns Radionachrichten und Navigationssysteme Hinweise über das Strassengeschehen, wie zum Beispiel der Standort von Blitzern, aber das steht im keinem Vergleich zu den Informationen, die selbstfahrende Autos haben.

Selbstfahrende Autos treffen die richtige Entscheidung

Stellen Sie sich vor, sie fahren auf einer Landstrasse unterwegs und plötzlich steht ein Wildtier mitten auf Ihrer Fahrbahn. Sie können eine Kollision nicht mehr vermeiden. Was machen Sie? Halten Sie das Lenkrad gut fest und treten mit voller Kraft auf das Bremspedal, oder versuchen Sie auszuweichen und riskieren dabei in den Gegenverkehr zu kommen oder von der Strasse abzukommen?

Bei diesem Szenario hat hauptsächlich das Wildtier das Nachsehen, doch was, wenn es sich dabei um Menschenleben handelt? Würde ein autonomes Auto bei unvermeidlichen Unfällen mit mehreren Personen zur Not die eigenen Insassen opfern, wenn dafür potentielle Opfer verschont bleiben? Dank moralischer Entscheidungsalgorithmen, die in die intelligenten Computersysteme programmiert sind, können selbstfahrende Autos in Gefahrensituationen ethische Entscheidungen treffen.

Google ist der Meinung, dass selbstfahrende Autos moralische Urteile fällen können, wenn die Ingenieure sie so programmieren, dass sie aus realen Ereignissen lernen und deren Wert abwägen. Für diese ethischen Entscheidungen hat das Bundesministerium für Transport und Digitale Infrastruktur einige Regeln aufgestellt. So muss automatisiertes Fahren an erster Stelle die Sicherheit verbessern. Bei unausweichlichen Unfallsituationen darf nicht nach persönlichen Merkmalen, wie Geschlecht, Alter, etc unterschieden werden. Des Weitern ist der Schutz von Menschenleben wichtiger als der Schutz von Eigentum oder Tieren. Im folgenden Video sehen Sie eine Demonstration des selbstfahrenden Autos Waymo von Google.

Warum selbstfahrende Autos besser sein werden: Menschen handeln in Gefahrensituationen oft instinktiv, während selbstfahrende Autos sich konsequent auf Grundlage der in einer Gesellschaft vereinbarten Prinzipien verhalten. Dies kann bedeuten, dass sie immer die utilitaristische Entscheidung treffen oder der Umwelteffizienz Vorrang vor der Leistung einräumen. 

Es gibt viele Bedenken, ob selbstfahrende Autos ethische Entscheidungen treffen werden, aber in Anbetracht der hohen Zahl von Unfällen, die von menschlichen Fahrern verursacht werden (und sogar 99 % der Unfälle mit autonomen Fahrzeugen wurden durch menschliches Versagen verursacht), sollten wir vielleicht der KI eine Chance geben. Mit überlegener Rundumsicht, blitzschnellen Reaktionen, uneingeschränkter Regelkonformität und ihrer Fähigkeit, Informationen über die Strecke vor ihnen abzurufen und ethische Grundsätze zu berücksichtigen, werden Roboter nicht nur die besseren Fahrer sein– sie werden den Straßenverkehr auch sicherer und fairer machen.

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