CO2-arme Stromerzeugung − Ein Ländervergleich

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Die fossilen Energiequellen wie Öl und Gas sind nicht nur eine knappe Ressource, sondern haben auch eine katastrophale Auswirkung auf die Umwelt und befeuern den Klimawandel.  Deshalb setzen immer mehr Länder weltweit verstärkt auf CO2-arme Energiequellen, wie den Erneuerbaren und der Kernenergie. Damit rückt auch das Ziel der Netto-Null-Emissionen näher.

Fossile Energieträger tragen am stärksten zum Klimawandel bei und sind für über 75 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen und fast 90 Prozent aller Kohlendioxidemissionen verantwortlich.

Deshalb hat Distrelec die Stromerzeugung der einzelnen Länder analysiert, um herauszufinden, welche Länder ihren Strombedarf vollständig oder grösstenteils durch CO2-arme Energiequellen decken, wer Spitzenreiter bei der CO2-armen Stromerzeugung ist und welche erneuerbare Energiequelle am beliebtesten sind. Bei unserer Analyse geht es bewusst um CO2-arme Energiequellen, da neben den Erneuerbaren Energien auch die Kernenergie berücksichtigt wird. Zwar kann man darüber streiten, ob die Kernenergie wirklich nachhaltig ist, Fakt ist aber, dass viele Länder bei der Energiewende auf die Kernenergie setzen.

Verbrauch vs. Produktion

2020 konnten mehrere Länder ihren Energiebedarf vollständig oder zumindest zur Hälfte mit CO2-armen Energiequellen decken. Einige konnten ihn sogar übertreffen. Einige Länder konnten seit 2010 sogar ein deutliches Wachstum verzeichnen.

Wie erwartet, haben mehrere nordische Länder ihren Strombedarf bereits übertroffen. Laut unseren Daten ist Norwegen  mit 121,76 % an der Spitze. Auch Schweden und Island übertrafen 2020 ihren Strombedarf mit einer CO2-armen Stromproduktion von 119,89 % beziehungsweise 100,88 %. Wohingegen Finnland und Dänemark ihren Strombedarf mit 57,99 % und 49,51 % nur zur Hälfte mit diesen Energiequellen decken. Im Vergleich zu den nordischen Spitzenregionen sind diese Raten fast um die Hälfte niedriger. Während Norwegen, Schweden und Island bei der Stromerzeugung vor allem auf Wasserkraft setzen, hat in Dänemark die Windkraft und in Finnland die Kernkraft den höchsten Anteil.

Auf Platz 3 liegt Frankreich, das 117,20 % seines Stromverbrauchs im Jahr 2020 aus CO2-armen Ressourcen erzeugt hat. Davon fiel der höchste Anteil auf die Kernkraft und der Rest auf verschiedene Quellen wie Windkraft, Wasserkraft, Solarenergie und Geothermie. Ebenfalls unter den Top 5 rangiert die Schweiz, die 112,92 % der im Jahr 2020 verbrauchten Strommenge aus alternativen Quellen erzeugt. 59,61 % davon wurden durch Wasserkraft und 36,19 % durch Kernkraft gewonnen.

Kanada liegt innerhalb der Top 10 auf Platz 6 und hat mit 532,71 Milliarden Kilowattstunden einen höheren Verbrauch als alle anderen genannten Länder und mit 516,03 Milliarden kWh eine Produktionsrate, die 96,87 % entspricht. Mit 74,22 % ist Wasserkraft in Kanada die stärkste Energiequelle, gefolgt von Kernenergie.

Die USA hingegen liegen weit abgeschlagen auf den hinteren Plätzen, was vermutlich auf ihre Bevölerungsstärke zurückzuführen ist. 2020 verbrauchte die USA 3897,89 Milliarden Kilowattstunden Strom. Nur China hatte mit 6801,39 Milliarden Kilowattstunden einen höheren Stromverbrauch. Die USA deckte 40,01 % ihres Verbrauchs aus kohlenstoffarmen Quellen, in erster Linie aus Kernenergie, gefolgt von Wind- und Wasserkraft. China deckte 36,21 % seines Verbrauchsbedarfs durch nicht-traditionelle Energiequellen und produzierte im Jahr 2020 2462,53 Milliarden Kilowattstunden Strom. 55,03 % davon wurden durch Wasserkraft erzeugt, gefolgt von Windkraft und Kernenergie

Grossbritannien liegt ausserhalb der Top 10, auf Platz 25, hinter Deutschland und Neuseeland, obwohl es eine höhere Verbrauchsrate als einige der besser abschneidenden internationalen Länder aufweist. 2020 verbrauchte Grossbritannien 295,05 Milliarden Kilowattstunden Strom und erzeugte 141,72 aus CO2-armen Energiequellen, davon stammen 48,03 % von erneuerbaren Quellen. 53,5 % fielen auf die Windkraft. In Grossbritannien befinden sich sieben der zehn grössten Offshore-Anlagen der Welt, wobei das bevorstehende Dogger Bank-Projekt das grösste sein wird.

Die EU hat kürzlich über ein Gesetz für erneuerbare Energien verhandelt, das das rechtsverbindliche Ziel enthält, den Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch der EU bis 2030 auf 42,5 % zu erhöhen, der laut EU-Statistiken derzeit bei 22,1 % liegt. Ursprünglich hatten Länder wie Frankreich Bedenken wegen der EU-weiten Ziele für erneuerbaren Wasserstoff, die mit der Produktion von kohlenstoffarmem Wasserstoff aus Kernenergie kollidieren würden. Der französische Minister für Energiewende hat inzwischen erklärt, dass das Land mit den Änderungen des Abkommens zufrieden ist, da es die Rolle der Kernenergie bei der Erreichung der Dekarbonisierungsziele anerkennt. Das Abkommen muss nun das Europäische Parlament passieren.

Aus welchen CO2-armen Energiequellen stammt der erzeugte Strom?

Wie unsere Studie zeigt, haben die einzelnen Länder einen unterschiedlichen Strombedarf und setzen auch auf unterschiedliche Energiequellen. Wir haben zudem untersucht, welche Länder die grösste Menge an Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugen und zwar unter Berücksichtigung der Gesamteinheiten (Mrd. kWh) und nicht des Strombedarfs.

Mit 35,37 % ist Japan das Land mit dem höchsten Solarenergieanteil, was einer Energieerzeugung von 78,64 Milliarden Kilowattstunden entspricht. In der Rangfolge der produzierten Einheiten liegt Japan an dritter Stelle, hinter China und den USA, die 269,72 Mrd. kWh bzw. 130,72 Mrd. kWh produzieren.

Bei der Wasserkraft ist Norwegen mit 93,44 % an der Spitze.

Die Länder, die am stärksten auf Kernenergie als CO2-arme Energiequelle setzen, sind die Ukraine und Südkorea mit einem Anteil von 90,05 % (76,2 Mrd. kWh) beziehungsweise 84,24 % (152,33 kWh).

Die Geothermie scheint die am wenigsten genutzte Form der erneuerbaren Energie zu sein, wobei die Türkei unseren Daten zufolge am meisten auf diese Quelle setzt. Insgesamt wurden im Jahr 2020 8,05 % der gesamten erneuerbaren Energie aus dieser Quelle erzeugt, was 9,93 Milliarden Kilowattstunden entspricht.

Das Land mit dem höchsten Anteil an Windenergie unter den oben genannten Ländern ist Grossbritannien mit 53,5 %. Betrachtet man jedoch die produzierten Einheiten, so steht das Land an vierter Stelle, hinter China, der USA und Deutschland. China produziert 471,18 Milliarden Kilowattstunden Strom durch Windenergie, während Grossbritannien 75,61 Milliarden kWh produziert.

Die derzeit weltweit am meisten genutzte Energiequelle ist die Wasserkraft, gefolgt von der Windenergie. Die günstigste Energiequelle ist die Solarenergie, dicht gefolgt von der Windenergie. Da die Windenergie grosses Potenzial hat, haben wir uns die Länder angeschaut, in denen die Windkraft am stärksten zugenommen hat.

Mit 426,56 Milliarden Kilowattstunden erzeugten Strom, ist China der absolute Spitzenreiter. Das ist vor allem auf die aggressiven Dekarbonisierungsziele in China und einen schnell wachsenden Offshore-Windsektor zurückzuführen.

Es folgen die USA, die mit 243,29 Milliarden Kilowatt etwas mehr als die Hälfte dessen erreichten, was China im Jahr 2020 produzierte. Auf Platz 3 ist Deutschland mit 92,42 Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2020, was wiederum weniger als die Hälfte der von den USA produzierten Strommenge ist.

Die Windindustrie soll auch weiterhin ein starkes Wachstum verzeichnen können. Der internationale Branchenverband geht davon aus, dass bis zum Jahr 2027 neue On- und Offshore-Windkraftanlagen mit einer Leistung von 680 Gigawatt installiert werden, was dem Strombedarf von 657 Millionen Haushalten entspricht.

Allerdings gibt es auch einige Faktoren, die dieses Wachstum ausbremsen können. So wären in Deutschland laut McKinsey 51 Prozent der Fläche potenziell für Onshore-Windparks geeignet. Aufgrund von gesetzlichen, technischen und Umweltauflagen können zurzeit jedoch nur 9 Prozent davon genutzt werden.

Trotz dieser Beschränkungen sind CO2-arme Energiequellen schnell auf dem Vormarsch. Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) schätzt, dass bis 2050 90 Prozent des weltweiten Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen können und sollen. Da Regierungen weltweit einen rigorosen Ansatz zur Dekarbonisierungsstrategie verfolgen, sehen Experten die Entwicklungen in Bereichen wie der Windindustrie positiv. Die Vorteile beschränken sich nicht nur auf die Verringerung der globalen Erwärmung, sondern wirken sich auch auf die Luftverschmutzung und die allgemeine Gesundheit der Weltbevölkerung aus und verringern das Monopol, das die Exporteure fossiler Brennstoffe haben. Den Vereinten Nationen zufolge bieten erneuerbare Energien einen Ausweg aus dieser Abhängigkeit, die bestimmte Länder und Menschen anfällig für geopolitische Schocks und Krisen macht, und ermöglichen es den Ländern, ihre Wirtschaft zu diversifizieren und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und gleichzeitig neue Arbeitsplätze zu schaffen.

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Methodik

Anhan der Daten von theglobaleconomy.com haben wir die Länder mit der höchsten Stromerzeugungsrate ermittelt und in die einzelnen Energiequellen aufgeschlüsselt. Des weiteren haben wir uns angewschaut, wie sich die zahlen von 2010 bis 2020 verändert haben.

Anschliessend rechneten wir den Stromverbrauch des Landes in Milliarden kWh  um und verglichen diesen mit der Stromerzeugung im gleichen Zeitraum, um zu ermitteln welchen Anteil CO2-arme Energiequellen an der Stromproduktion haben.

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